Den einen gilt sie als vehemente und bissige Kritikerin der Menschenrechte, für die anderen bahnt sie mit ihren Analysen den Weg zu einem neuen Begriff der Menschenrechte: Hannah Arendt (1906-1975), als Verfolgte des Naziregimes zunächst nach Frankreich und später in die USA geflüchtet, ist eine so umstrittene wie prägende Intellektuelle des 20. Jahrhunderts. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird sie angesichts der vielfältigen Krisen der Menschenrechte im Kontext globaler Migration in Theologie und Philosophie wieder und neu gelesen. Arendts Texte zur Lage staatenloser Flüchtlinge in der Mitte des 20. Jahrhunderts, ihre kritische Analyse der Menschenrechte und ihre Formulierung eines grundlegenden „Rechts, Rechte zu haben“ scheinen auch heute noch von bestechender Aktualität oder wenigstens für aktuelle Fragen anschlussfähig zu sein.

Gerade weil Hannah Arendt grundlegende Anfragen an Begriff und Praxis der Menschenrechte formuliert, eignet sich ihr Verhältnis zu den Menschenrechten für eine Einführung in Grundprobleme der Menschenrechtsphilosophie. Das Proseminar verbindet also die Diskussion einer spezifischen – historisch wie biographisch gefärbten – Perspektive mit systematischen Fragestellungen nach den normativen Grundlagen der Menschenrechte, dem Problem ihrer Durchsetzung (nicht nur, aber besonders) im Kontext globaler Migration sowie der Möglichkeit eines alternativen Menschenrechtsbegriffs.

Im Seminar werden auch englische Texte gelesen (ca. 50%); es besteht die Möglichkeit, das Seminar bilingual zu gestalten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2021/22