Forschung im Verkehrsbereich drehte sich lange Zeit ausschließlich um die ökonomische Leistungsfähigkeit von motorisiertem Verkehr. Es ging um Kosten-Nutzen-Kalküle, wirtschaftliche Effizienz, Infrastrukturplanung und Folgenabschätzung, die in erster Linie mit quantitativen Methoden untersucht wurden. Im Zuge einer nachhaltigen Entwicklung wird Mobilität zunehmend als ‚social issue‘ verstanden und ist von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung (z.B. Mobilität ermöglicht erst gesellschaftliche Teilhabe; Verkehr kann massive Auswirkungen auf die Umwelt haben). In dem Zusammenhang bedarf es auch qualitativer sozialwissenschaftlicher Forschung, die den prozessualen Charakter des Forschungsgegenstandes betont und für ein besseres Verständnis die notwendige Tiefe ermöglicht. Dieser Standardkurs spezialisiert sich deshalb auf qualitative Methoden empirischer Sozialforschung, mit deren Hilfe Fragestellungen aus dem Bereich nachhaltige Mobilität und Radverkehr in Städten beantwortet werden sollen. Im Mittelpunkt des Kurses steht also der Umgang mit qualitativen Forschungsmethoden. Die Methoden sollen anhand von Fallbeispielen, die sich mit der Radverkehrsförderung in Städten und der Rolle von Fahrrad-Aktivismus (z.B. deutsche Radentscheidbewegung, Critical Mass, Kidical Mass) beschäftigen, erprobt und eingeübt werden.

 

Im Seminar erarbeiten die Studierenden zunächst die relevanten Konzepte nachhaltige Mobilität und Fahrrad-Aktivismus. Anschließend wird eine Einführung in die qualitativen Methoden der Sozialforschung gegeben. Den praktischen Schwerpunkt des Standardkurses bildet eine ausgewählte Methode: qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 2015 & Schreier 2017). Die Beschäftigung mit der Methode erfolgt in einem Dreischritt: Zunächst wird es eine Einführung in die Methode und die neuesten Entwicklungen geben. Danach werden wir uns mit praktischen Beispielen aus der Literatur beschäftigen. Schließlich werden wir die Methode mithilfe des Computerprogramms QCAmap auf selbst entwickelte Fallstudien und Fragestellungen aus dem Bereich Radverkehr und Fahrrad-Aktivismus anwenden.

 

Das Bachelorseminar wird online stattfinden. Über das Semester werden sich synchrone und asynchrone Lehreinheiten abwechseln. Alle zwei bis drei Wochen wird es synchrone Zoom-Meetings geben, in denen wir uns kennenlernen und austauschen können. In der Zwischenzeit werden die Studierenden asynchron Texte lesen, Aufgaben bearbeiten sowie ihre Forschungsfragen und Fallstudien entwickeln.

 

Die Details zum Kurs werden in der ersten Sitzung am Donnerstag, 5. November 2020 von 12.15-13.45 Uhr online in einem Zoom-Meeting besprochen. Falls Sie sich nicht über HIS-LSF anmelden können, melden Sie sich bitte per Mail (berenike.feldhoff@uni-muenster.de) bei mir an. Ich werde vor der ersten Sitzung eine Mail mit den Zoom-Zugangsdaten an alle bis dahin angemeldeten Studierenden verschicken.

 

Studienleistung:

Erarbeitung einer Fallstudie (in Einzel- oder Gruppenarbeit) mit Methodenanwendung und deren Präsentation im Seminarverlauf.

 

Prüfungsleistung:

Verfassen einer wissenschaftlichen Hausarbeit (4000-4500 Wörter).

 

Einführungsliteratur:

Mayring, Philipp (2015): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz Verlag.

Schreier, Margrit (2017): Qualitative Content Analysis in Practice. London: Sage.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21