Dieses Seminar beschäftigt sich mit einer besonderen Quellengattung: Reiseberichten. In der historischen Forschung ist der Nutzen von Reiseberichten umstritten, sagten diese doch viel mehr über die Reisenden, ihre Einstellungen, Erfahrungen, Erwartungen und ihre eigene Kultur aus und nur wenig oder sogar nichts über die bereiste Gegend und die dort lebenden Menschen. Unabhängig davon, dass eine solche radikale Ablehnung von Reiseberichten als historische Quellen weit über das Ziel hinausschießt, speisten sie in jedem Fall die Vorstellung der Leserinnen und Leser von der geschilderten Region. Und Reiseberichte waren äußerst populär, denn sie dienten als Projektionsfläche, weckten und befriedigten gleichzeitig Fernweh, Träume und Fantasien. Trotz dieses Raums, den Reiseberichte der Fantasie des Lesers boten, und trotz ihres mitunter recht hohen Anteils an Fiktion, galten sie nicht nur als unterhaltende Abenteuerlektüre, sondern auch als belehrend. Tatsächlich wurden viele, besonders im 19. Jahrhundert sogar die meisten Reiseberichte von Forschern verfasst. Neben Reiseberichten des 19. und 20. Jahrhunderts werden auch frühe Reiseberichte des 16. Jahrhunderts behandelt. Der Kurs ist deutschsprachigen Berichten gewidmet, die Reisen nach Südamerika schildern.

Ziel des Seminares ist ein vertiefter Einblick der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer in ein spannendes und vielfältiges Genre. Darüber hinaus sollen Tücken und Chancen im geschichtswissenschaftlichen Umgang mit dieser Quellengattung aufgezeigt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020