Vor wenigen Jahrzehnten sah es aus, als würde das Wort „Seelsorge“ verschwinden. „Seele“ klang altertümlich, die Wissenschaften vom Menschen hatten sie schon lange als ebenso unbeweisbare wie entbehrliche Unterstellung verabschiedet; und „Sorge“ mutete moralisierend und gängelnd an. Alternativen wurden erwogen, aber wirklich durchgesetzt hat sich keine. Wer sich heute umschaut, stellt fest, dass die Seelsorge teils immer noch, teils wieder da ist: Ob Klinik- oder Notfallseelsorge, ob Schul- oder Internetseelsorge, unbefangen ist von Seelsorge die Rede. Es mag auch hier zutreffen, was für Markennamen im Handel gilt. Alte, eingeführte Namen lassen sich nur schwer ersetzen. Aber dem Namen Seelsorge eignet vielleicht schon selbst etwas „Seelsorgliches“: Er trifft ein Bedürfnis, spricht etwas an, das gesucht wird; und Seelsorge ist ja vielleicht auch selbst eine Suchbewegung. Vor diesem Hintergrund wird die Vorlesung ausgewählte Elemente einer Theorie der Seelsorge zusammentragen und ihre Konturen kritisch zu bestimmen suchen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020