Eurokrise, Brexit und rechtspopulistische Strömungen: Wie steht es um die Europäische Union und wie kann man über ‚europäische Integration‘ in einer Zeit nachdenken, zu der eher Themen der Rückbesinnung auf nationalstaatliche Souveränität als die Vertiefung der Europäischen Union auf der politischen Agenda stehen? Brauchen wir nun Theorien der europäischen Desintegration?

Die Europäische Union ist ein vielschichtiges politisch‐administratives Machtgefüge. Viele Theorien zur europäischen Integration fragen deshalb nach dem Machtverhältnis zwischen EU‐Institutionen und den Mitgliedstaaten. Die Forschung begreift die Europäischen Integration vorwiegend als Prozess. Eine regelmäßig wiederkehrende Frage ist jedoch ‚quo vadis?‘ – wohin entwickelt sich die Europäische Union? Soll sie sich im Idealfall zu einem Föderalen Staat entwickeln oder sollte die EU sich auf die rein wirtschaftliche Integration zurückbesinnen?

Einige Theoretiker zur Europäischen Integration werfen bereits um die Jahrtausendwende auf, dass es möglicherweise einen ‚dritten Weg‘ für die EU gibt. Im Zwiespalt zwischen regionaler Autonomie und supranationalem Zusammenschluss, geht es um die zentralen Fragen des politischen Zusammenlebens: Wo steht die Europäische Union hinsichtlich der Organisation des Miteinanders in Vielfalt, welche Rolle spielen Überlegungen zur demokratischen Legitimität, wer ist für die Stärkung des Europäischen Parlaments, wer dagegen und warum? Inwiefern geht die EU möglichweise bereits den ‚dritten Weg‘?

Methode: In diesem Lektürekurs steht das kritische Lesen von Primärquellen im Vordergrund. Die enge Auseinandersetzung mit der originären Textgrundlage bietet die Möglichkeit, offene Fragen und herausfordernde Textstellen gemeinsam anzusehen und zu erarbeiten.

Leistungsanforderung: Die Studienleistung zum Lektürekurs beinhaltet das Studium und die fünf- bis zehnminütige mündliche Präsentation von Pflichttexten. Die Prüfungsleistung ist entsprechend der PStO eine schriftliche Ausarbeitung.

Voraussetzungen: Der Kurs setzt Vorkenntnisse zum politischen System der EU voraus und kann beispielsweise im Anschluss an Herrn Dr. Freises Standardkurs „Einführung in den europäischen Integrationsprozess“ belegt werden. Alternativ empfehle ich die Lektüre von Kapitel 2 ‚Grundlagen der Europäischen Union‘ (S. 25-48) in Hustedt, T. u.a. Hrsg. 2014. Verwaltungsstrukturen in der Europäischen Union. Wiesbaden: Springer Fachmedien. (als Online-Ressource in der ULB)

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20