Wie ist Verständigung im Unterricht möglich? Was ist überhaupt Verständigung? Und wie erscheint dann Unterricht? Diese Fragen addressieren die übliche Anforderung gegenüber Lehrkräften, dass sie in der Lage zu sein haben, Inhalte "gut" "rüber zu bringen", die Teilnehmer am Unterricht zu "motivieren", ihre Zöglinge dort "abzuholen, wo sie sind" etc. Trotz der offensichtlich zentralen Bedeutung dieser Anforderung, versinkt die metaphorisch avisierte »Kontaktstelle« (ebenfalls eine metaphorische Beschreibung!) auffällig im Dunkeln. Das einführende Seminar setzt sich das Ziel, dem damit angesprochen Sachverhalt auf der Basis soziologisch-handlungstheoretischer Reflexionen zum Thema interpersonale Kommunikation anzunähern. Dabei ist einer der zentralen Bezugspunkte, der diese Annäherung anleitet, das systematische Problem der Unverfügbarkeit des »Innen« des konkreten Gegenübers. Das Seminar gliedert sich entsprechend in drei Teile. (1) Verständigung ist verwoben mit Individualstrate-gien im Umgang mit dem Problem der Unverfügbarkeit, für deren Bewältigung die soziale Wirklichkeit in-tersubjektive Institutionen (wie z.B. Unterrichten im pädagogischen Kontexten mit klarer Rollenstruktur, Expertentum etc.) bereitstellt. (2) Demgegenüber setzt der Vorrang sozialer Situationen vor der subjektiven Handlungsauffassung an der Überlegung an, dass es ja Formen geben muss, die je eigene Individualität auszudrücken erlaubt, d.h. in »verständlicher«, in einer immer schon intersubjektiv gesicherten Weise einzuflechten. (3) Oder man muss (in systemtheoretischer Abstraktion) von vorn herein vermuten, selbst bei hochgradig differenzierten »Innen-Konzepten« von Rollenträgern lediglich funktionale Bewältigungsstrate-gien der Kommunikation selbst zur Hand zu haben, die sich auf diese Weise gerade gegenüber der über-komplexen Eigenwelt der konkreten Person abdichtet (was dann zu Paradoxien führt mit Bezug auf die Absicht zu erziehen).

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20