Seit den 1960er Jahren stehen die "totalen Institutionen" (Goffmann) wie Psychiatrien, Heilanstalten und stationäre Großeinrichtungen vermehrt in der Kritik. Der gesellschaftliche Umgang mit psychische Kranken und ausgestoßenen Menschen sollte nicht mehr dem jahrhundertealten Paradigma der Stigmatisierung und Exklusion folgen, sondern individuellen Bedürfnissen, Rechten und Ansprüchen Rechnung tragen. Ein bis heute aktuelles Problemfeld - wie sich nicht zuletzt in der Debatte um die Inklusion in Schulen verdeutlicht. Das Seminar beschäftigt sich aus zwei Perspektiven mit "dem Anderen": Aus der soziologisch-kulturwissenschaftlichen Perspektive sollen Konzepte, Theorien und Sichtweisen im Hinblick auf die Konstrukte "Wir" und "die Anderen" beleuchtet werden. Mögliche Fragen könnten sein: Was macht das Ich zum Ich? Wie grenzt sich das Wir ab? Wie und warum werden Personen mit bestimmten Merkmalen ausgegrenzt bzw. von der gesellschaftlichen Partizipation ausgeschlossen? Aus der historischen Perspektive wird die Psychiatriegeschichte und der Blick auf "den Anderen" im Wandel der Zeit analysiert. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20