Das Hauptseminar widmet sich künstlerischen Entwicklungen in der DDR, indem es eine ganze Bandbreite von Phänomenen in den Blick nimmt, die von der Darstellung des antifaschistischen Gründungsmythos über die Popularisierung der Kunst als „Zweite Öffentlichkeit” bis hin zu den Diagnosen eines Systemzerfalls in den 1980er-Jahren reichen. Künstler_innen in der DDR standen im Spannungsfeld von Rollenbild und Rückzug, verordnetem Kollektivismus und schöpferischer Individualität. Wie reflektierten sie ihr Selbstverständnis und ihr Verhältnis zur vorgeschriebenen „erzieherischen Aufgabe”? In der Auseinandersetzung mit den Doktrinen des „Formalismus” und des „Sozialistischen Realismus” wurden Wahlverwandtschaften eingegangen und Gegenpositionen gesucht. Während traditionelle Gattungen wie Malerei, Skulptur und Architektur vom Staat gefördert und unterstützt wurden, hatten es neue und experimentell genutzte Medien wie Fotografie, Film und Performancekunst schwerer. Oftmals konnten Experimente mit diesen Medien nur im Verborgenen stattfinden oder mussten sich Zwischenräume suchen in denen sie ausgestellt oder aufgeführt werden konnten. Unangepasste Künstler_innen suchten daher Zugang zum Mail Art-Netzwerk, das Kommunikation und Austausch von Kulturschaffenden weltweit ermöglichte. Das Seminar zeigt anhand von Fallbeispielen, dass trotz aller kulturpolitischer Einschränkungen in der DDR eine differenzierte Vielfalt künstlerischer Leistungen – vor allem in den Kunstzentren Berlin, Dresden, Halle und Leipzig – möglich war. Es sollen Widersprüche der DDR-Gesellschaft deutlich gemacht werden, in welcher die Kunst nicht in ideologischen Zuschreibungen aufging. Eine breitere Einordnung der künstlerischen Positionen in transnationale ost- und westeuropäische Zusammenhänge ist dafür unabdingbar. Exkursionen sind geplant, die Termine werden vor Semesterbeginn bekannt gegeben.

Voraussetzungen für den Scheinerwerb: Voraussetzung für den Leistungsnachweis sind die regelmäßige Teilnahme, die Präsentation eines Referats und die Einreichung einer schriftlichen Hausarbeit. Ein Thesenpapier ist eine Woche vor der Referatspräsentation einzureichen.

Hinweise zur Voranmeldung, Vorbesprechung, Zeitpunkt der Referatsvergabe: Vorbesprechung und Vergabe der Referate in der ersten Sitzung


ACHTUNG TERMINÄNDERUNG: Das Hauptseminar findet in zwei Wochenend-Blöcken am 27./28. April und am 18./19. Mai 2019, jeweils von 10-17 Uhr, statt. Die Vorbesprechung und Referatsvergabe ist am Dienstag, den 2. April von 12-14 Uhr in Raum 110. Die Teilnahme an beiden Seminarblöcken ist verbindlich.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2019