Ist es nicht erstaunlich wie oft wir Menschen kennen lernen, die uns selbst in vielen Aspekten sehr ähnlich sind? Sie haben einen ähnlichen Geschmack, einen verwandten Stil, teilen viele unserer Interessen und verbringen ihre Freizeit auf ähnliche Weise. Und andererseits: Wer mag eigentlich diese Filme, Bücher, Musik und das ganze Essen, das uns so abstößt? Und wer wählt eigentlich diese seltsamen Parteien, die wir so unsympathisch finden? Diese Menschen trifft man doch sehr selten, wenn man bedenkt, wie viele es von ihnen geben muss.

Einige sehr interessante Erklärungen für diese sozialen Schließungen und ihre „feinen Unterschiede“ gab der 2002 verstorbene französische Herrschaftstheoretiker und Ungleichheitsforscher Pierre Bourdieu. Begriffe wie Habitus, Distinktion, Lebensstile, kulturelles Kapital und symbolische Gewalt sind in den Sozialwissenschaften weit verbreitet und gerade in Zeiten sozialer und kultureller Polarisierungen von ungebrochener Relevanz. Selbst zum Verständnis der aktuellen Debatten um 'Filterblasen', 'Echokammern', personalisierende Algorithmen und potenzielle Gefahren sozialer Medien für die Demokratie kann Bourdieus Perspektive einen interessanten Beitrag leisten.

Der Lektürekurs setzt keine Vorkenntnisse voraus, richtet sich aber vorwiegend an Studierende, die ein Interesse an Gesellschaftstheorien haben. Die Textgrundlage wird neben Sekundärliteratur auch einige zentrale Schriften Bourdieus umfassen.

 

Organisatorisches

Der Kurs wird als Blockveranstaltung an drei Terminen stattfinden:

Die Anzahl der TeilnehmerInnen ist auf max. 25 beschränkt. Der Kurs setzt eine aktive Lesebereitschaft der teilweise recht anspruchsvollen Primär- und Sekundärliteratur voraus. Als Studienleistung sind eine aktive Diskussionsteilnahme und ein Referat vorgesehen. Eine Prüfungsleistung kann durch eine Hausarbeit nach Maßgabe der Studienordnung erbracht werden.

 

Einführende Literatur:

Eva Barlösius 2011: Pierre Bourdieu. Campus.

Beate Krais und Gunter Gebauer 2017: Habitus. Transcript.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19