Kommentar |
Begriffe wie Identität und Subjektivität haben schon die frühe Soziologie herausgefordert. Spätestens mit postmodernen Denkrichtungen wird vor allem die Kostrukthaftigkeit von Identität diskutiert und in den queer und gender studies kritisch bzw. dekonstruktivistisch gegen ontologische Konzepte gewendet. Ob ein Mensch als Mann oder als Frau gilt, ist nicht biologisch vorgegeben, sondern wird sozial konstruiert. Neben sex und gender spielen aber eben auch Fragen des Begehrens, zu Biographiemodellen und des Lebensstils eine Rolle. Es geht um Versuche, eigene Sprach-, Denk- und Handlungsweisen zu eruieren. Was schwule, lesbische, bisexuelle, transsexuelle und queere Identitätsformen anbelangt, zeigt die Literatur, dass Film seit Beginn der Moderne hier stets eine Rolle gespielt hat. Sowohl Konzepte, die eher „codiert“ gelesen werden mussten, um die Zensur zu umgehen, als auch offen dargestellte Homosexualität haben Konzepte nicht-normativer Identität mitbestimmt. Auch diskriminierende Darstellungsweisen konnten angeeignet werden, sei es in Form von Provokation oder Übertreibung, sei es aus einer fehlenden „Alternative“ an Darstellungsformen, sei es durch alternative Interpretationen von Filmen. Soziologisch gesehen schließen viele Fragen an: Diese können die historische Rekonstruktion von Queerness im Film betreffen; die Fragen zum „Feld des Filmes“ im Sinne Bourdieus (bspw. wie bestimmen Machtverhältnisse, Positionen von Akteuren, Zensur und Filmförderung die Präsenz von Queerness im Kino) und nicht zuletzt natürlich die Frage, wie sich Film und „Realität“ in diesem Fall im queeren Kontext gegenseitig beeinflussen.
Aufgrund der Vielfalt des Themas, soll bereits am 15. März, 16 Uhr, Raum 554, eine Vorbesprechung stattfinden, um das Seminar zu planen und auch über mögliche Filmsichtungen zu diskutieren. |
Literatur |
Literaturangaben: Boxhammer, Ingrid: Begehren im Blick, Streifzüge durch 100 Jahre Lesbenfilmgeschichte, Bremer Symposium zum Film (Hg.): wo/man – Kino und Identität Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter, Suhrkamp Degele, Nina: Gender/Queer Studies, Wilhelm Fink Elsässer, Thomas/Hagener, Malte: Filmtheorie zur Einführung, Junius Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen, Sexualität und Wahrheit I, Suhrkamp Lünenborg, Margreth/Tanja Maier: Gender Media Studies, UVK Mai, Manfred/Rainer Winter: Das Kino der Gesellschaft – die Gesellschaft des Kinos, von Halem Monaco, James: Film verstehen, Rowohlt Rich, B. Judi: New Queer Cinema, The director's cut Russo, Vito: Die schwule Traumfabrik, Homosexualität im Film, Gmünder Schmidt, Samanta Maria: Lesbenlust und Kinoliebe, Hoho Weiss, Andrea: Vampires & Violets, Frauenliebe und Kino, Filme: The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik, 1995 Fabulous – The story of queer cinema, 2006 |
Leistungsnachweis |
Allgemeine Studien:
Aktive Teilnahme (Protokoll, Essay) 2 LP,
Referat mit Ausarbeitung (8-10 Seiten) 4LP,
Klausur (2h) 3LP,
Hausarbeit (12-15 Seiten) 5 LP |