Kommentar |
Die Soziologie kann zeigen, dass Liebe weitaus weniger ein individuelles und persönliches Gefühl ist als gedacht. Soziologisch gesehen ist die Liebe alles andere als ein intimes und unvergleichliches Phänomen zwischen zwei einzigartigen Menschen, die füreinander geschaffen und bestimmt sind.
Wie bei kaum einem anderen Phänomen driften unsere alltagsweltlichen Vorstellungen und die soziologische Sicht so stark auseinander wie im Phänomen der Liebe. Ist diese Kluft möglicherweise im Gegenstand selbst begründet? Wie können gesellschaftliche Mächte so in das Innenleben von Zweier- (oder Dreier-)beziehungen eindringen, dass wir es nicht merken? Inwiefern ist die „Erfindung der Liebe“ charakteristisch für die moderne Gesellschaft?
„Liebe“ ist bestens geeignet, um die Eigenlogik der soziologischen Sichtweise kennenzulernen, einzuüben und zur Anwendung zu bringen. Aus diesem Grunde hat das Seminar einen theoretischen Schwerpunkt (Liebe als Diskurs bei Foucault, als performatives Geschehen bei Butler, Liebe als Passion und Kommunikationsmedium bei Luhmann, Liebe als Warenform bei Adorno, Liebe im modernen Kapitalismus bei Illouz, Liebe als Intimsystem bei Fuchs, etc.). Erst so lassen sich unsere heutigen Vorstellungen von unterschiedlichen Formen der Liebe (romantischer, platonischer, familialer, religiöser, altruistischer, etc.) angemessen (als ein nicht nur persönliches Gefühl) analysieren.
Zur Vorbereitung:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buchmesse-2008/buecher/niklas-luhmann-ueber-die-liebe-ist-die-liebe-etwa-ein-gefuehl-1716308.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
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Literatur |
Literatur für den Einstieg:
Kuchler, Barbara/Stefan Beher (Hg.) (2014): Soziologie der Liebe. Romantische Beziehungen in theoretischer Perspektive. Berlin: Suhrkamp.
Lenz, K.: Soziologie der Zweierbeziehung. Eine Einführung. Wiesbaden 2009
Niekrenz, Y. u. a. (Hg.): Liebeserklärungen. Intimbeziehungen aus soziologischer Perspektive. Wiesbaden 2008 |