Kommentar |
Ein Schwerpunkt und gleichsam der Ausgangspunkt des Seminars bilden die Religionskritik und der Atheismus im 19. Jahrhundert, die noch von der Annahme ausgingen, dass die Wissenschaft an die Stelle der Religion treten werde. Die Religionssoziologie hat sich jedoch erst unter der Abkehr von der Religionskritik wie der Wahrheitsfrage als Disziplin etabliert. Gleichwohl beschäftigt sie das Thema der Säkularisierung seit ihren Anfängen und die Säkularisierungsthese gehört zum Kernbestand klassischer soziologischer Theoriebildung. Seit geraumer Zeit ist sie jedoch zum Gegenstand kontroverser Diskurse geworden. Während einige Soziologen an ihren grundlegenden Aussagen festhalten, mehren sich die kritischen Stimmen. Empirisch beobachtbare Phänomene wie die gewachsene massenmediale Sichtbarkeit und die zunehmende politische Relevanz von Religionen führen zur Infragestellung des in der Säkularisierungsthese unterstellten Zusammenhangs zwischen Modernisierung und dem Verlust an sozialer Signifikanz von Religion und Kirche, die im Zuge von Prozessen der Modernisierung in den Privatraum abgedrängt würden. Diese Kontroverse wird auf der Basis von ausgewählten theoretischen Texten und empirischen Befunden als zweiter Schwerpunkt im Seminar behandelt. |
Literatur |
Literatur zur Vorbereitung:
Tyrell, Hartmann (1995), „Von der ‚'Soziologie statt Religion‘ zur Religionssoziologie“, in: Krech, Volkhard / Hartmann Tyrell (Hg.), Religionssoziologie um 1900. Würzburg, S. 79-127
(weitere Literatur wird zu Beginn des Seminars bekanntgegeben) |