Kommentar |
Unter "qualitativen Methoden" wird in den Sozialwissenschaften üblicherweise auf eine Grenzziehung zwischen qualitativen und quantitativen »Lagern« der Datenerhebung und -auswertung Bezug genommen. Je nach »Lager« dienen die qualitativen Anteile dabei als mehr oder weniger notwendige Vorarbeit zur ersten Erkundung des "Felds", damit z. B. Fragebögen sinnvoll strukturiert werden können; die eigentlich belastbaren Daten werden dann anders erhoben und ausgewertet. Oder die qualitativen Anteile stehen im Zentrum der Bemühungen, weil eben jene sinnvolle Strukturiertheit letztlich nicht dem Feld entnommen werden könne, so dass der generelle Verdacht, mit Fragebögen und Statistik etwas zu erforschen, dass letztlich nichts mit dem zu tun habe, was man eigentlich suche, und deshalb andere Vorgehensweisen erzwinge. Was die richtige andere Vorgehensweise sein soll, wird diskutiert (z.B. inhaltsanalytisch, sequentiell, hermeneutisch).
Im Seminar sollen die Begründungen der einschlägigen sich selbst explizit dem qualitativen Paradigma zuschreibenden Ansätze rekonstruiert und kontrastiert werden. Ziel ist es, anhand der Vor- und Nachteile der einzelnen Instrumente der Erhebung und Auswertung zu erörtern, inwiefern die Entscheidung für oder gegen ein solches Instrument (bzw. ein Mix) konstitutiv mit der eigenen Auffassung des eigenen Verhältnisses zum "Feld" zusammenhängt. Anhand exemplarischer im Seminarkontext zu erhebender Daten von sozialem Handeln im ÖPNV, soll die Erörterung veranschaulicht werden.
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Literatur |
Emerson, Robert M., Fretz, Rachel I., Shaw, Linda L.: "Writing ethnographic fieldnotes", Chicago [u.a.], University of Chicago Press: 2010.
Flick, Uwe: "Qualitative Forschung. Theorie, Methoden, Anwendung in Psychologie und Sozialwissenschaften", Reinbek bei Hamburg, Rowohlt: 2000.
Habermas, Jürgen: "Zur Logik der Sozialwissenschaften", Frankfurt a.M., Suhrkamp: 1982.
Hirschauer, Stefan: "Die Befremdung der eigenen Kultur. Zur ethnographischen Herausforderung soziologischer Empirie", Frankfurt am Main, Suhrkamp: 1997. |