Kommentar |
Sowohl „Interaktionen“ als auch die „Gesellschaft“ gehören zu den grundlegenden Phänomenen der Soziologie. Es ist dabei möglich und hat auch Tradition, die beiden Phänomenbereiche getrennt voneinander zu untersuchen. Interessant insbesondere für eine historisch-hermeneutische Betrachtung sozialer Tatsachen ist allerdings die Frage, wie beide „Bereiche“ aufeinander bezogen sind. Gibt es Zwänge und Normen, die als Realität sui generis ausschließlich in Bezug auf Interaktionen zur Geltung kommen, oder müssen Interaktionen vielmehr als eine Art Verwirklichungsmedium von Norm- und Regelzusammenhängen, die auf einer transsubjektiven gesamtgesellschaftlichen Ebene konstituiert wurden, konzipiert werden?
Als Textgrundlage für das Seminar dienen in erster Linie Harold Garfinkels "Studies in Ethnomethodology", daneben diskutieren wir anhand ausgewählter gesellschaftstheoretischer Texte (z.B. von Niklas Luhmann) die Möglichkeit, die verschiedenen Theoriesprachen in Bezug auf die obige Frage zu vergleichen und gegebenenfalls auch ineinander zu übersetzen.
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Literatur |
Garfinkel, Harold (1984): Studies in Ethnomethodology. Polity Press/Blackwell Publishing, Malden/MA.
Goffman, Erving (1994): Die Interaktionsordnung, In: ders.: Interaktion und Geschlecht, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 50 – 104.
Kieserling, Andre (1999): Kommunikation unter Anwesenden, Suhrkamp, Frankfurt am Main.
Luhmann, Niklas (1982): Interaktion, Organisation, Gesellschaft, In: Soziologische Aufklärung 2, Westdeutscher Verlag, Opladen.
Luhmann, Niklas (1999): Die Gesellschaft der Gesellschaft, 2 BDE. Frankfurt am Main, Suhrkamp. |