Kommentar |
Die Bergregion des indischen Himalajas ist seit Jahrzehnten von widerstreben Kräften und Bewegungen bestimmt. (Das gilt in ähnlicher Weise auch für Pakistan, Nepal und die östlichen Regionen.) Eine breite Palette von Bewegungen und Protesten stellt die Narrative des progressiven Modell des modernen nation-buildings durch kulturelle Vereinheitlichung und Assimilierung in Frage. Seit der Kolonialzeit dominieren staatliche und private Politiken der Nutzbarmachung der natürlichen Ressourcen durch Forstwirtschaft, Mineralienabbau und Energie- und Wasserwirtschaft, die das fragile Ökosystem und die traditionellen Nutzungsformen schwer belasten. Die für Bergregionen typische Arbeitsmigration verstärkt die Kreisläufe von physikalischer und sozialer Erosion. Die Schrumpfung der produktiven Basis in der Landwirtschaft verwandelt die Region zunehmend in eine remittances based economy. Die lokalen Bevölkerungen befinden sich an vielen Orten in einem zähen, vornehmlich auch von Frauen getragenen Abwehrkampf gegen die staatlichen und ökonomischen Durchdringungen von außen. Sichtbar wurden diese vielfach klandestinen Kämpfe in der berühmten Chipko Andolan („Umarmt die Bäume!“) seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie kulminieren aber auch in Autonomiebewegungen wie der Proklamation des neuen Bundesstaates Uttarakandh im Jahr 2000. Diese Bewegungen sind zum Teil stark ethnisch und religiös geprägt. Die lokalen Anstrengungen zur Bewahrung und eigenen Nutzung der common properties (Allmenden) werden aber durch auch die partizipatorischen Modelle der (internationalen) Entwicklungsagenturen gestärkt,
Das Studienprojekt soll Interessierten an den Thematiken oder der Region die Möglichkeit zur Entwicklung und Verfolgung eigener Fragestellungen bieten, die im interdisziplinären Austausch bearbeitet werden können. Im Rahmen der geplanten Kooperation mit der Central University of Himachal Pradesh in Dharamshala sollen Möglichkeiten des wissenschaftlichen Austausches und der interdisziplinären Forschung vor Ort geschaffen. Das Studienprojekt richtet sich gezielt auch an Studierenden und Interessierte anderer Fachrichtungen. |
Literatur |
Zur Vorbereitung:
Ramachandra Guha, The Unquiet Woods. Ecological Change and Peasant Resistance in the Himalaya, Delhi/Bombay/Calcutta: Oxford University Press
Joanna Pfaff-Czarnecka, Gérard Toffin (Hrsg.): The Politics of Belonging in the Himalayas. Local Attachments and Boundary DynamicsNew Delhi: Sage 2011
Hanns Wienold. Leben und Sterben auf dem Lande. Kleinbauern in Indien und Brasilien. Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot 2007 |