Description |
Die Individualisierungsthese gilt in der Soziologie mittlerweile als beinahe unumstritten gültige Charakterisierung moderner Gesellschaft bzw. der spezifischen Bedingungen sozialer Kohäsion für die personale Identitätsbildung. Die Freisetzung von traditionalen Bindungen und der Übergang von außengeleiteten zu selbstgewählten Orientierungen der Personen werden als Teile der einer Identitätsformation betrachtet, die der Tendenz nach in ansteigendem Ausmaße für die Marktteilnehmer und die Angehörigen der Zivilgesellschaft typisch wird. Gleichzeitig stellen "subjekt-kritische" Ansätze das ganze moderne Erbe des Autonomieversprechen, das im Begriff des Subjekts und in der Norm individueller Freiheit hinterlegt ist, schon lange in Frage. Historisch spezifische Formen der "Subjektivierung" und der "Individualisierung" stehen in unklarem Verhältnis zu allgemeinen systematischen Überlegungen zum Verhältnis zwischen sozialer Kohäsion und personaler Existenz. Zwischen Kontrolle und Freiheit lavieren deshalb sowohl soziologische und philosophische Reflexionen wie soziale Lagen, in denen unterschiedliche Formen sozialer Kohäsion den Individuen jeweils unterschiedliche Formate der Subjektivität auferlegen. Das Seminar behandelt klassische wie aktuelle Asätze der soziologischen Subjekttheorie bzw. der Individualisierungsthematik und versucht etwas Licht in das Dunkel des Problems sozial konstituierter individueller Existenz zu bringen. |
Literature |
Giddens, Anthony, Modernity and Self Identity. Self and Society in the late modern Age, Cambridge: Polity Press 1990. Hahn, Alois und Cornelia Bohn, Selbstbeschreibung und Selbstthematisierung: Facetten der Identität in der modernen Gesellschaft, in: Herbert Willems, Alois Hahn, Identität und Moderne, Suhrkamp 1999. Foucault, Michel, Überwachen und Strafen, Suhrkamp: Frankfurt M. Beck-Gernsheim Elisabeth, Inndividualisierung in moderne Gesellschaften, in: dies. und Beck Ulrich, Riskante Freiheiten, Frankfurt M.: Suhrkamp 1994. Baumann Zygmunt, From Pilgrim to Tourist. A Short History of Identity, in: Stuart Hall, Paul du Gay, Questions of Cultural Identity, Sage, London 1996, 18-37. Renn, Joachim, Jürgen Straub (Hg.) (2002): Transitorische Identität, Der Prozesscharakter des modernen Selbst, Frankfurt/M., New York: Campus. Renn, Joachim (2010): Reflexive Moderne und ambivalente Existentialität - Anthony Giddens als Theoretiker der Identität der Person, in: Jörg Zirfas e.a. (Hg.): Identitätstheorien, erscheint 2010 |