Kommentar |
Kerngedanke der von Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas entwickelten Diskursethik ist die Auffassung, dass ein intersubjektiver Konsens darüber entscheidet, ob eine Handlung oder eine Norm moralisch ist. Wenn man behauptet, eine Handlung oder eine Norm sei moralisch, erhebt man der Diskursethik zufolge einen ‚normativen Richtigkeitsanspruch‘, der, falls er bestritten wird, durch argumentative Konsensbildung ‚eingelöst‘ werden muss. Kaum eine Moraltheorie kommt heute ohne eine Auseinandersetzung mit dieser Vorstellung aus, die in den letzten dreißig Jahren vor allem im deutschen und englischen Sprachraum ein starkes Echo gefunden hat. Das Seminar verfolgt ein dreifaches Ziel: Erarbeitet werden soll zunächst das diskursethische Programm. Gleichzeitig sollen aber auch die aus diesem Programm resultierenden Probleme sichtbar gemacht und Perspektiven einer Weiterentwicklung der Diskursethik angedeutet werden. Diskutiert werden sollen deshalb nicht nur die wichtigsten programmatischen Aufsätze von Habermas und Apel, sondern auch besonders prägnante Stellungnahmen ihrer Kritiker – die insbesondere Habermas mehrfach zum Anlass genommen hat, sein Konzept der Diskursethik erheblich zu revidieren. Den Arbeitsplan und die zu besprechenden Texte stelle ich zu Seminarbeginn vor. Zur Vorbereitung der ersten Sitzung lesen Sie bitte den Aufsatz „Wahrheitstheorien“ von Jürgen Habermas (in: Wirklichkeit und Reflexion. Festschrift für Walter Schulz, hrsg. v. Helmut Fahrenbach, Pfullingen 1973, S. 211–265; wiederabgedruckt in: Jürgen Habermas, Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns, Frankfurt a. M. 31989, S. 127–183). Eine Kopiervorlage steht ab Ende Juli in der Seminarbibliothek bereit. |