Kommentar |
Jeder Neonazi ist ein Rechtsextremer, aber nicht jeder Rechtsextreme ist ein Neonazi. Das Spektrum des Rechtsextremismus (RE) ist weiter, als spektakuläre Neonazi-Aufmärsche suggerieren. Auch wenn der RE in Deutschland parteipolitisch zersplittert ist und - im westeuropäischen Vergleich - bei Wahlen schlecht abschneidet, hat es vor allem die NPD geschafft, in einigen Landtagen präsent zu sein, nicht zuletzt durch die Mobilisierung der „sozialen Frage". Im Zentrum der Lehrveranstaltung sollen fünf thematische Blöcke oder Fragen stehen: 1. Kann der RE mit Blick auf die Neonazi-Szene, auf die Freien Kameradschaften und das Netz der Rechtsrock-Szene als „soziale Bewegung" bezeichnet werden und was zeichnet eine solche aus? 2. Wie sind die Strategien einer Vereinigung bisher noch (teilweise) getrennt marschierender Kräfte einzuschätzen? (Hamburger Signal, Münchener Bekenntnis, Stuttgarter Erklärung, Deutschland-Pakt)? 3. Welche Perspektiven und Hintergründe haben rechtsextreme lokale Wählerbündnisse oder Bürgerinitiativen wie z.B. die Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA) in Nürnberg und München, die „Nationale Opposition" in Augsburg, das „Sozialpatriotische Bündnis" in Celle oder die UWL in Lüneburg, um nur einige zu nennen, 4) Ist der RE ein gesellschaftliches Randphänomen oder kommt er aus der „Mitte der Gesellschaft"?, 5) Globalisierungskritik und die soziale Frage. Wie sehen die wirtschaftspolitischen Konzepte des RE (raumorientierte Volkswirtschaft) aus? Diese und andere Fragen, u.a. auch das wachsende Engagement von (meist jungen) Frauen im RE, sollen behandelt und zur Diskussion gestellt werden. |
Literatur |
Grumke, Thomas/Klärner, Andreas: Rechtsextremismus, die soziale Frage und Globalisierungskritik. Eine vergleichende Studie zu Deutschland und Großbritannien seit 1990, Bonn 2006, hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung Traughber-Pfahl, Armin: Rechtsextremismus als neue soziale Bewegung?. Aktivitäten und Kooperation von NPD, Neonazis und Skinheads, 2002, pdf. (online) |