Das am Exzellenzcluster für Religion und Politik der Universität Münster angesiedelte Forschungsprojekt Evangelische Theolog*innen als Parlamentarier erforscht das Phänomen, dass evangelische Theologen – und mit einer gewissen Latenzzeit auch Theologinnen – seit den Anfängen demokratischer Strukturen in Deutschland als gewählte Mandatsträger für verschiedene Parteien in Parlamenten auf Reichs- und Länderebene mitarbeiten. Die Ergebnisse aus dem gesammelten Datenmaterial werden auf der Tagung „Eyn sonderlicher gottis dienst“? – Evangelische Theolog*innen als Parlamentarier erstmalig präsentiert und in der Außenperspektive von Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen in übergeordneten Zusammenhängen ausgedeutet. Ziel ist es, über die nachfolgenden Fragenkomplexe eine Zwischenbilanz zu ziehen: Wie ist der theologische Berufsstand in deutschen Parlamenten repräsentiert? In welchen Parteien engagieren sich evangelische Theolog*innen in welchen Epochen vorrangig? Welche fachpolitischen Aufgaben werden im Parlament schwerpunktmäßig von evangelischen Theolog*innen übernommen und lässt sich eine bestimmte Typologie von Karriereverläufen nach ihrem Ausscheiden aus dem Parlament feststellen?
In qualitativer Hinsicht sind zudem die wechselseitigen Rückkoppelungseffekte zwischen dem politisch-parlamentarischen Handeln und dem protestantisch-theologischem Denken der theologischen Parlamentarier*innen von besonderem Interesse. In der theologischen Suche nach dem richtigen Verhältnis von Protestantismus und Demokratie legt die parlamentarische Aktivität von Theolog*innen die Vermutung nahe, dass theologische Parlamentarier schon weitaus früher als bisher bekannt in den sich wandelnden Kontexten ihrer Zeit bis heute über eigene, jedenfalls in ihrer Zeit tragfähige theologische Denkmodelle verfügen, um ihre protestantisch-religiösen Überzeugungen mit der demokratischen Idee zu verbinden: Welche Beweggründe haben theologische Parlamentarier*innen für ihr parteipolitisches Engagement im demokratischen System? Werden theologische Argumente und religiöse Bekenntnisse in der parlamentarischen Arbeit verwendet und auf welche Resonanz stoßen diese?
Studierende können sich die Teilnahme an der Tagung als Übung anrechnen lassen. |
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