S The Capitalization of almost Everything? - Kritische Geographien der Finanzialisierung - Einzelansicht

Die gegenwärtige globale politische Ökonomie ist durch einen finanzialisierten Kapitalismus geprägt. Dabei haben Logiken und Prozesse der Finanzialisierung ihren Einzug in fast sämtliche Lebensbereiche und (Re-)Produktionssphären gefunden. Folglich wird immer mehr gesellschaftlicher Reichtum nicht (mehr) in der Sphäre der Produktion, sondern durch das Finanzwesen selbst bzw. durch seine Beteiligung hervorgebracht.

Ausgehend von einem wirtschaftsgeographischen Zugang widmet sich das Seminar in einem ersten Schritt polit-ökonomischen theoretischen Konzeptionen von Finanzialisierung, um die Verschiebungen des finanzialisierten Kapitalismus nachzuvollziehen. Auf dieser Grundlage lernen die Studierenden in einem zweiten Schritt Anwendungsbeispiele für Finanzialisierung kennen, indem das Seminar aufzeigt, wie mehr Sphären von Ökonomie und Alltagsleben zur Finanzanlage transformiert werden (z.B. Wohnen, Landwirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit, digitale Plattformen, Gesundheitsversorgung etc.). Durch die Untersuchung unterschiedlicher Anwendungsfelder der Finanzialisierung und ihrer spezifischen Geographien werden einerseits deren Machtverhältnisse und Ungleichheiten sichtbar und kritisierbar und andererseits Alternativen hin zu einer Definanzialisierung diskutiert.

Literatur(empfehlungen):

Blakeley, G. (2019): Stolen: How to save the world from financialisation. London, New York: Repeater Books.

Christophers, B. (2015): The limits to financialization. – Dialogues in Human Geography 5, 2, 183–200.

Grubbauer, M. & Hilbrandt, H. (2020): Städte des Globalen Südens im Fokus von Klima- und Entwicklungsfinanz: Regulierung, Disziplinierung und Depolitisierung. – sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung 8, 1/2, 137–162.

Hall, S. (2018): Global finance: Places, spaces and people. Los Angeles, London, New Delhi: SAGE.

Harvey, D. (2003): Der "neue" Imperialismus: Akkumulation durch Enteignung. Hamburg: VSA-Verl.

Heeg, S. (2013): Wohnungen als Finanzanlage: Auswirkungen von Responsibilisierung und Finanzialisierung im Bereich des Wohnens. – sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung 1, 1, 75–99.

Heires, M. & Nölke, A. (Hrsg.) (2014): Politische Ökonomie der Finanzialisierung. Globale Politische Ökonomie. Wiesbaden: Springer VS.

Leyshon, A. & Thrift, N. (2007): The Capitalization of Almost Everything: The Future of Finance and Capitalism. – Theory, Culture & Society 24, 7-8, 97–115.

Mader, P., Mertens, D. & van der Zwan, N. (Hrsg.) (2020): The Routledge international handbook of financialization. Routledge international handbooks.

Ouma, S. (2020): Farming as financial asset: Global finance and the making of institutional landscapes. Economic transformations. Newcastle upon Tyne: Agenda Publishing.

Voraussetzungen (bzw. Anmerkungen zur Leistungserwartung):

Das Seminar richtet sich an Masterstudierende, ist aber auch für interessierte Bachelorstudierende geöffnet. Die Bereitschaft zur regelmäßigen Lektüre englischsprachiger Fachliteratur ist Voraussetzung zum erfolgreichen Besuch des Seminars.