Kommentar |
Der Dreißigjährige Krieg hat in den vergangenen Jahren sehr viel Aufmerksamkeit erfahren, vor allem durch das ‚Jubiläum‘ von 2018. Eine ganze Reihe von neueren Monographien schildert detailliert das Kriegsgeschehen zwischen politischen Schachzügen, Schlachten und alltäglichem Leid für die Bevölkerung. Genauso gut erforscht sind auch die Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück. Die Zeit nach dem Ende des Kriegs ist dagegen viel weniger gut bekannt. Es gibt freilich Arbeiten zur Umsetzung der Friedensbestimmungen auf dem Nürnberger Exekutionstag 1650, auf dem Reichstag von 1653 oder in den bikonfessionellen Reichsstädten. Dennoch gehören die 1650er Jahren zu den am wenigsten gut erforschten Bereichen der deutschen Frühneuzeit. Kann man hier eigentlich von einer ‚Nachkriegszeit‘ sprechen? Waren die Menschen noch tief vom Trauma des Krieges geprägt – oder was waren sonst ihre Probleme, Sorgen und Themen? Die Vorlesung wird dies anhand von mikrogeschichtlichen Episoden erkunden. Es handelt sich also nicht um eine Überblicksvorlesung zur politischen Ereignisgeschichte, sondern eher um eine Deutschlandreise, bei der wir auf verschiedene Akteurinnen und Akteure und ihre ‚Alltagswelten‘ treffen werden. Wir begegnen ehrgeizigen Fürsten und Diplomaten (auf Reisen durch ganz Europa) ebenso wie einfachen Bauern, ambitionierten Gelehrten mit ungewöhnlichen Projekten ebenso wie einem Dorflehrer unter Hexereiverdacht, Weitgereisten ebenso wie Bürgersfrauen, die neue Geschäftsideen ausprobierten. Die Frage wird auch sein, ob die ‚deutschen‘ 1650er Jahre ein eigenständiges Profil aufwiesen zwischen der Zeit des langen Kriegs und der wiederum kriegerischen Phase im Zeitalter Ludwigs XIV.
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Literatur |
Erste Literaturhinweise: Georg Schmidt, Die Reiter der Apokalypse. Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, München 2018, 620-695; Peter H. Wilson, Der Dreißigjährige Krieg. Eine europäische Tragödie, Darmstadt 2017, 860-967. |
Bemerkung |
Die Vorlesungen zur mittelalterlichen und neueren Geschichte werden ausschließlich digital angeboten. Die Studierenden werden gebeten, sich in HISLSF anzumelden, um einen Zugang zu ermöglichen.
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