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Die Vernunft der Soziologie und die Unvernunft der Gesellschaft - Einzelansicht

Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 060656 Kurztext
Semester SS 2020 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Studienjahr
Max. Teilnehmer/-innen
Credits Belegung Belegpflicht
Hyperlink http://www.uni-muenster.de/Soziologie
Sprache deutsch
Termine Gruppe: [unbenannt] iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
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Di. 14:00 bis 16:00 woch 07.04.2020 bis 14.07.2020            40
Gruppe [unbenannt]:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Anicker, Fabian verantwort
Studiengänge
Abschluss - Studiengang Sem ECTS Bereich Teilgebiet
Master - Soziologie (88 149 14) -
Master - Erziehungswissenschaft (88 052 7) -
Master - Erziehungswissenschaft (88 052 9) -
Master - Soziologie (88 149 7) - MMA 2
Promotion (Dr. phil.) - Soziologie (68 149 1) -
Master - Erziehungswissenschaft (88 052 13) -
Master - Erziehungswissenschaft (88 052 15) -
Prüfungen / Module
Prüfungsnummer Modul
12006 Probleme und Diagnosen II (Prüfungsleistung) - Master Soziologie Version 2014
12005 Probleme und Diagnosen II (Studienleistung) - Master Soziologie Version 2014
12004 Probleme und Diagnosen I (Prüfungsleistung) - Master Soziologie Version 2014
12003 Probleme und Diagnosen I (Studienleistung) - Master Soziologie Version 2014
16002 Seminar ohne Prüfungsleistung - Master Erziehungswissenschaft Version 2013
16001 Seminar mit Prüfungsleistung - Master Erziehungswissenschaft Version 2013
16001 Seminar mit Prüfungsleistung - Master Erziehungswissenschaft Version 2015
16002 Seminar ohne Prüfungsleistung - Master Erziehungswissenschaft Version 2015
12001 Paradigmen und Positionen (Studienleistung) - Master Soziologie Version 2014
12002 Paradigmen und Positionen (Prüfungsleistung) - Master Soziologie Version 2014
Zuordnung zu Einrichtungen
Fachbereich 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften
Inhalt
Kommentar

Die Vernunft ist ein klassisches Leitthema der Soziologie. Insbesondere in der auf Max Weber zurückge-henden Tradition gilt es als ausgemacht, dass menschliches Handeln und die Reproduktion von sozialen Strukturen nur zu dem Grad verstanden werden kann, wie es sich in einem gewissen Sinne als vernünftig erschließen lässt. Von Jürgen Habermas wird dieser Gedanke vielleicht am umfassendsten begründet und ausgearbeitet: Nur weil soziologische Interpreten über die Partikularität ihrer Lebensformen hinaus auch an allgemeiner kommunikativer Rationalität teilhaben, kann zunächst Fremdes verstanden werden. Vernunft findet sich sowohl in der Soziologie als auch in der Gesellschaft und ist deshalb das verbindende Element – nur eine vernünftige Soziologie kann die Vernunft der Gesellschaft richtig begreifen. Gleichzeitig rechtfer-tigt diese Annahme die Relevanz soziologischer Gesellschaftskritik. Weil die Gesellschaft das ihr mögliche Maß an Vernunft nicht verwirklicht und an einer vereinseitigten oder verkürzten Vernunft leidet, kann sie durch die Aufdeckung dieses Potentials auch wieder therapiert werden. Diese 'logozentrische' Sicht darauf, was die Gesellschaft auszeichnet und wie sie verstanden werden sollte, war schon immer von Gegenstimmen begleitet. Für die frühe Kritische Theorie ist die Gesellschaft sinnent-leert und unfrei, gerade weil sie so vernünftig ist. Systemtheoretische Ansätze relativieren den Begriff der Rationalität auf die Steigerungen des Auflöse- und Rekombinationsvermögens bestimmter Systeme, so dass nur die partikularen 'Systemrationalitäten' der immer genaueren Beobachtung des Wahlvolks durch die Politik, der feingliedrigeren Wahrnehmung von Absatzmärkten durch die Wirtschaft und der Steigerung von Chancen auf reflexive Wahrnehmungen durch die Kunst usw. übrig bleiben. Aus der 'archäologischen' Perspektive eines Michel Foucault lässt sich die geschichtliche Abfolge dominanter Denksysteme nicht als Lernen begreifen. Wechselnde Muster der Straflegitimation, des psychiatrischen Zugriffs auf mentale Krankheiten oder der gesellschaftlichen Normierung von Sex laufen – wenn es überhaupt einen Trend gibt – nicht auf mehr Rationalität sondern eher auf eine immer genauere Beobachtung und Zurichtung menschli-cher Körper und die Ausweitung zentralisierter Kontrollmöglichkeiten zu. Andere Autoren experimentieren damit, an die Stelle eines 'vernünftigen' Verstehens die unwahrscheinliche, 'dekonstruierende' Interpretati-on kultureller Texte zu setzen, so dass es auch aufseiten der verstehenden Wissenschaft nicht mehr auf Vernünftigkeit, sondern eher auf die Sprengung von Konventionen ankommt. In dem Seminar werden diese beiden widerstrebenden Strömungen eingeführt und am Leitfaden der Ver-nunftproblematik kontrastiert. Es werden Grundlagenkenntnisse in soziologischer Theorie sowie die Be-reitschaft, sich in anspruchsvolle Texte hineinzuarbeiten, vorausgesetzt.

Literatur

Literatur (unverb. Auswahl):

Foucault, Michel (1971): Die Ordnung der Dinge: eine Archäologie der Humanwissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Foucault, Michel (1973): Archäologie des Wissens. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Habermas, Jürgen (1974): »Können komplexe Gesellschaften eine vernünftige Identität ausbilden?«. In: Zwei Reden. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Habermas, Jürgen (1983): Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Habermas, Jürgen (1987): Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Honneth, Axel (2007): Pathologien der Vernunft. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Luhmann, Niklas (div.): Soziologische Aufklärung (Schriftenreihe). Wiesbaden Luhmann, Niklas (1992): Beobachtungen der Moderne. Opladen: Westdeutscher Verlag. Lyotard, Jean-François (1999): Das postmoderne Wissen. Ein Bericht. Wien: Passagen-Verl. Mannheim, Karl (1978): Ideologie und Utopie. London: Routledge & Keagan Paul. Nassehi, Armin (2009): Der soziologische Diskurs der Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Renn, Joachim (2012): »Was ist rational am impliziten Wissen? Zum theoretischen Status der praktischen Gewissheit zwischen Handlungs- und Gesellschaftstheorie«. In: Loenhoff, Jens (Hg.): Implizites Wissen. Weilerswist: Velbrück. Rorty, Richard (1992): Kontingenz, Ironie und Solidarität. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Tomasello, Michael (2006): Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens. Frankfurt a.M.: Suhr-kamp.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SS 2020 , Aktuelles Semester: SoSe 2024