Kommentar |
Sowohl in einem pädagogischen als auch in einem soziologischen Rahmen sind diese Fragen aufs Engste aufeinander bezogen. Pädagogisch lässt sich schnell behaupten, dass gerade die pädagogische Aufgabe darin bestehe, den Nachwuchs (als »Gesellschaft von morgen«) durch Erziehung auf die individuelle wie die kollektive Zukunft vorzubereiten. »Gesellschaft« wäre dann einerseits, was als »eigene« Zukunft einer Investition wert erscheint (oder eben nicht – darum fragen Politiker und Journalisten, wieviel »uns« Bildung wert ist.), und andererseits mit Bezug auf die Gegenwart, wie effektiv die vergangenen Generationen in diesem Sinne vorgegangen sind. Soziologisch gesehen ist Gesellschaft allerdings weder die Summe ihrer Teile (»Individuen«), noch ist sie als Ganze per se das Ergebnis eines ambitionierten politischen Versuchs, sie (un)gerecht, (un)sozial, (un)menschlich eingerichtet zu haben. Die Frage nach der Erziehung gesellschaftstheoretisch zu verstehen, verlangt darum nach einer dezidierten Auskunft hinsichtlich des Begriffs der Gesellschaft. Dass hier allerdings höchst unterschiedliche Auffassungen zu finden sind (die dann natürlich ausstrahlen bis in die pädagogische Zweckbestimmung von Erziehung hinein), markiert bereits einen wesentlichen Schritt in Richtung Soziologie. Im Seminar soll dieser Schritt entlang der Lektüre von zwei einschlägigen Autoren (Pierre Bourdieu & Niklas Luhmann) des Fachs vorgenommen werden. Aktive Teilnahme und die Bereitschaft, selbstständig Texte zu lesen, sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar. |
Literatur |
Einführende Literatur: Bourdieu, Pierre (2006): Die konservative Schule. Die soziale Chancengleichheit gegenüber Schule und Kultur. In: Pierre Bourdieu: Wie die Kultur zum Bauern kommt. Über Bildung, Schule und Politik. Hamburg: VSA-Verlag, S. 25–52. Luhmann, Niklas (2004): Das Erziehungssystem und die Systeme seiner Umwelt. In: Niklas Luhmann (Hg.): Schriften zur Pädagogik. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 209-244. |