Kommentar |
Als öffentlich gilt gemeinhin das, was Einrichtungen und Veranstaltungen des Staates sind: Gebäude, Plätze, die öffentliche Verwaltung, das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Als öffentlich gelten ebenso Wahlen oder Feierstunden anläßlich denkwürdiger Ereignisse. Das Attribut "öffentlich" bezieht sich hier auf Angelegenheiten, die im Interesse des Gemeinwohls liegen, ohne dass damit zwingend eine Zugänglichkeit für jedermann und jederfrau einhergeht. Das Gegenstück zu "Öffentlichkeit" ist "Privatheit". Die Wohnung, private Beziehungen, Familie, Kindererziehung, aber auch Arbeit und Betrieb - obschon all diese Bereiche in hohem Maße von Bedeutung für das Gemeinwohl und die Gesellschaft sind.
Daneben werden aber soziale Zusammenhänge auch als "kritische" oder "Gegen-Öffentlichkeit" bezeichnet, scheinen also außerhalb der herrschenden Öffentlichkeit zu stehen.
In der Veranstaltung soll es darum gehen, die Kategorie "Öffentlichkeit" historisch und analytisch aufzuarbeiten, zu klären, welche gesellschaftlichen Interessen und wie diese darin ausgedrückt werden (können) und der Frage nachzugehen, in welcher Weise und mit welchem Ziel - oder Ergebnis (mehr Autonomie für alle Gesellschaftsmitglieder oder Anpassung und Einbindung in herrschende Ideologien) in dieser Sphäre gesellschaftliche Integration hervorgebracht wird.
Studierende, die im Fach Soziologie eingeschrieben sind, werden bei der Verteilung der Seminarplätze bevorzugt behandelt. |
Literatur |
Habermas, J. 1986: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Darmstadt/Neuwied.
Honneth, A. 2004: Anerkennung als Ideologie, in: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg., H.1.
Lösch, B. 2005: Deliberative Politik. Moderne Konzeptionen von Öffentlichkeit, Demokratie und politischer Partizipation. Münster.
Negt, O./Kluge, A. 1986: Öffentlichkeit und Erfahrung. Zur Organisationsanalyse von bürgerlicher und proletarischer Öffentlichkeit. Frankfurt/Mai |