Kommentar |
Während „das Mittelalter“ außerhalb der Geschichtswissenschaft meist immer noch mit einem „christlichen Abendland" gleichgesetzt wird, beschäftigt sich die Forschung schon seit zwei Dekaden sehr intensiv mit dem Zusammenleben und den Konflikten zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften des euro-mediterranen Raums - Christen, Juden, Muslimen und diversen ‚Heiden‘, sowie den diversen inneren Strömungen und Spaltungen der großen Religionsgemeinschaften. Wiewohl gewaltsame Konflikte und Herabsetzung anderer Religionen während des Mittelalters tatsächlich an der Tagesordnung waren, sind heute ältere Vorstellungen von mittelalterlichen Gesellschaften als homogenen, christlichen Gemeinschaften vielfach differenziert worden. Einerseits wissen wir mehr über die Kontexte und Dynamiken der Ausgrenzung und gewaltsamen oder rhetorischen Verfolgung „anderer“ Religionen durch mittelalterliche christliche Autoren. Mittelalterliche Fallbeispiele eignen sich daher besonders gut, um nachzuverfolgen, wie die Produktion von Feindbildern, Polemiken und „hate speech“ gegen andere Religionen funktioniert und wie in ihr Religion, Politik, Recht (und Medien) zusammenspielen. Andererseits ist deutlich geworden, dass mittelalterliche Christen durchaus in der Lage waren, mit Angehörigen anderer Religionen freundschaftlich und nachbarschaftlich umzugehen - und dass dies in multi-religiösen Lebenswelten großenteils Normalität war. Das Hauptseminar diskutiert entsprechende Forschungsdiskussionen zu religiöser Ausgrenzung sowie zu Religionskontakt und Wahrnehmung anderer Religionen an verschiedenen Quellen von Polemiken bis zu Reiseberichten. Neben christlichen Quellen werden stellenweise auch (übersetzte) Schriften jüdischer und muslimischer Autoren einbezogen. Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme ist die Bereitschaft zur regelmäßigen Lektüre von Forschungsliteratur, ausdrücklich auch auf Englisch, sowie zur kritischen Auseinandersetzung mit Literatur und Quellen. Funktionale Lateinkenntnisse sind von Vorteil. |
Literatur |
Wer sich zunächst über das Thema informieren möchte, wirft einen Blick z.B. in: David Nirenberg, Neighboring faiths: Christianity, Islam, and Judaism in the Middle Ages and today, Chicago 2014 oder Hans-Werner Goetz, Die Wahrnehmung anderer Religionen und christlich-abendländisches Selbstverständnis im frühen und hohen Mittelalter (5. - 12. Jahrhundert), Berlin 2013. |
Bemerkung |
Die Anmeldephase zum Wintersemester zu den Hauptseminaren/Masterseminaren findet elektronisch statt. Die Anmeldung erfolgt über eine Belegung in HISLSF vom 1.7.2019 bis zum 26.7.2019. Es müssen stets drei Wünsche angegeben werden. Nach Ende des Anmeldephase werden die Ergebnisse voraussichtlich ab dem 12. August veröffentlicht. Eine Bestätigung der Annahme des Seminarplatzes ist dann nötig.
Hochschulwechsler melden sich bitte bei Dr. Eva Baumkamp oder Dr. Thomas Tippach für die Seminarplatzvergabe.
Das Hauptseminar beginnt am 17.10. |