Kommentar |
Welche gewaltiger Traum! In seinem hochgradigen Fieberwahn war ihm eben jegliches Bewusstsein vom Wert des Geldes abhanden gekommen; er kannte nur noch Figuren, die auf dem Schachbrett hin und her bewegt wurden. So schildert Emile Zola in seinem Roman »Das Geld« das letzte Aufbäumen seines Protagonisten Aristide Saccard, der an der Pariser Börse in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu sagenhaftem Reichtum gelangt dann binnen weniger Tage alles wieder verliert und in die Bedeutungslosigkeit zurückfällt. Herrschaftsgebaren, Angst, Charakterlosigkeit, Realitätsverlust all dies fügt sich hier bei allen Beteiligten zu einem faszinierenden Amalgam von höchst fragwürdigen und zudem fragilen Anschauungen, Orientierungsmustern und Werten.
Wir werden in diesem Semester gemeinsam den Versuch unternehmen herauszufinden, ob diesem (im Übrigen realen Vorkommnissen entlehnten) Sujet Zolas so etwas wie »überzeitliche Gültigkeit« innewohnt und einen Vergleich der hier ein wenig überpointiert gezeichneten Romanfiguren mit den Erfahrungen von Anlegern am so genannten »Neuen Markt«, den Aristide Saccards der Jahrtausendwende also, wagen. Hintergrund sind auch in diesem Seminar wieder die charakterologischen Überlegungen, die Simmel in seiner »Philosophie des Geldes« angestellt hat.
Studierende, die im Fach Soziologie eingeschrieben sind, werden bei der Verteilung der Seminarplätze bevorzugt behandelt. |