Kommentar |
Was ist Erziehung? Inwiefern ist der Begriff abhängig von den soziologisch-gesellschaftstheoretischen Überlegungen der Verhältnisse? Diesen Fragen nähert sich das einführende Seminar auf der Basis zweier einschlägiger Vertreter der sozio-logischen Theorie: Bourdieu & Luhmann. Dabei geht es neben den Feinheiten und Pointen der einzelnen Positionen vor allem darum, die Leistung bzw. Eigentümlichkeit einer soziologischen Analyse (von der letzt-lich der Begriff von Erziehung jeweils betroffen ist) hinreichend zur Geltung kommen zu lassen. Die beiden Klassiker des Fachs unterscheiden sich vor allem in der Bedeutung von Erziehung durch ihre jeweilige gesellschaftstheoretische Konzeption. Bei Bourdieu liegt das Feld der Erziehung sehr nah der Si-cherung »legitimer« Kultur, d.h. sie dient letztendlich dazu entgegen der im Feld ausgewiesenen ethischen Orientierung am individuellen Leistungsprinzip, gerade durch diese Orientierung eine durch und durch un-gleiche Verteilung von Lebenschancen noch zu zementieren. Bei Luhmann stützt das System der Erziehung zwar auch in gewissem Sinne die gesellschaftlichen Bedingungen ab. Allerdings gewinnt in dieser radikal auf funktionale Differenzierung als Leitprinzip moderner Gesellschaft setzenden Perspektive die Institutio-nalisierung des individuellen Leistungsprinzips eine originäre Wendung: das Erziehungssystem nimmt sich - andere Funktionssysteme entlastend - dem Problem an, dass ein Direktzugriff sozialer Systeme auf psy-chische Strukturen unmöglich ist. (Was in die paradoxe Lage führt, durch die Spezialisierung auf die Ab-sicht zu erziehen, selbst in die ausgefeiltesten pädagogischen oder auch didaktischen Theorien etwas ein-zubauen, was den eigenen Bestandsvoraussetzungen entgegensteht: psychische Strukturen in kontrollier-ter Weise zu verändern.) |
Leistungsnachweis |
Allgemeine Studien:
Aktive Teilnahme (Protokoll, Essay) 2 LP,
Referat mit Ausarbeitung (8-10 Seiten) 4LP,
Klausur (2h) 3LP,
Hausarbeit (12-15 Seiten) 5 LP |