Auf 25 Teilnehmer begrenzte Veranstaltung, Anmeldung erforderlich! Die Veranstaltung ist auch für den Zusatzstudiengang DaZ/IKP sowie für das Zusatzfach IKP/Diplom gedacht.
Klassenräume sind heute zunehmend (sprachlich) heterogener. Mehr und mehr in Deutschland lebende Kinder und Jugendliche wachsen neben dem Deutschen noch mit anderen Sprachen in der Familie auf. Das Hamburger "Vorstellungsverfahren der Viereinhalbjähirgen" Schulanwärter(innen), in dem die in der Familie gesprochene(n) Sprache(n) erhoben werden zeigt auf, dass im Schuljahr 2014/2015 in nur noch 57,2% der Hamburger Familien Deutsch als einzige Sprache gesprochen wird (Lengyel 2017).
Mehrsprachigkeit ist also heute eine Bildungsvoraussetzung. Im ersten Teil des Seminars werden wir betrachten, was dies eigentlich bedeutet. In einer einführenden Sitzung werden wir Definitionen von Mehrsprachigkeit und sprachlicher Bildung, die Ausprägung anhand von Statistiken und die Formen der Zuwanderung in Deutschland kennen lernen. Wir werden ebenfalls betrachten welche Bildungsergebnisse Personen mit und ohne Migrationshintergrund im Bildungssystem erzielen und welche Herausforderungen sich daraus für ein Bildungssystem ergeben, welches Chancengleichheit anstrebt.
Eine daran anschließende Frage lautet, wie Schule damit umgehen soll. Diese Frage ist höchst umstritten. Eine in Wissenschaft und Praxis vertretene Perspektive fordert, dass die zur Verfügung stehende Zeit überwiegend für das Lernen der Schulsprache Deutsch aufgebracht werden sollte, andere Sprachen spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Andere erheben die Forderung nach einem Bildungssystem, was Mehrsprachigkeit fördert, dies beinhaltet auch Herkunftssprachen wertzuschätzen, zuzulassen und für das Lernen zu nutzen. Für politische Institutionen wie die europäische Union ist Mehrsprachigkeit seit langem gar ein BildungsZIEL in einer globalisierten Gesellschaft (Europäische Kommission 2008). Im Seminar werden wir uns mit beiden Positionen kritisch auseinander setzen. Ein Fokus wird jedoch darauf liegen Mehrsprachigkeit als Ressource wahr zu nehmen und zu fördern. Es werden Wege aufgezeigt, wie Mehrsprachigkeit produktiv für alle Kinder in den Unterricht eingebraucht werden kann.
Sprachbildung findet dabei nicht nur im Unterricht statt. Gerade die Familie legt wichtige Grundsteine und kann den Spracherwerb nachhaltig unterstützen. Im letzten Teil des Seminars werden wir uns daher mit "Family Literacy" und "Familiy Literacy Programmen" beschäftigen.
Das Seminar findet auf Deutsch statt, es werden jedoch englischsprachige Texte behandelt.
Referenzen:
Europäische Kommission (2008): Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen. Mehrsprachigkeit: Trumpfkarte Europas, aber auch gemeinsame Verpflichtung
http://www.europarl.europa.eu/RegData/docs_autres_institutions/commission_europeenne/com/2008/0566/COM_COM(2008)0566_DE.pdf
Lengyel, D. (2017). Stichwort Mehrsprachigkeitsforschung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (20). Wiesbaden: Springer Fachmedien |