Kommentar |
In der didaktischen Literatur wird hat das interaktive Geschehen während der Unterrichtsstunden meist über die konkreten Strukturierungsleistungen und die allgemeine Kompetenz des Lehrper-sonals abgehandelt. Unterricht gelingt, wenn es der Lehrkraft gelingt, die Schüler zu »motivieren«, für die zu vermittelnden Inhalte zu begeistern, immer einen »Plan B« zur Hand zu haben etc. Unterricht misslingt, wenn die Inhalte allzu sehr nach Vorschrift abgehandelt werden (= situative Gele-genheiten für Lernpotentiale der Schüler verkannt werden) oder allgemein eine gewisse grundle-gende »Disziplin« nicht gewährleistet werden kann. Dieser Perspektivierung liegt zumeist ein Mo-dell der Kommunikation zugrunde, das Verständigung als Übertragung von Inhalten versteht, die ganz ähnlich funktionieren soll wie die Übertragung von Signalen in der Nachrichtentechnik. Ent-sprechend wäre die Störanfälligkeit der Übertragung entweder sprecherseitig (beherrscht die Technik der Übertragung nicht), hörerseitig (kann mit der Übertragungstechnik wenig anfangen) oder kanalbezogen (technische Übertragungsschwierigkeiten) zu verstehen. Lässt man diese metaphorisierende Annäherung des Verstehens und Verständigens an einen rein technischen Mechanismus zu, fallen die interaktiven Prozesse während des Unterrichtens allzu dünn aus. Der Unterschied beispielsweise zwischen dem Lernen von Inhalten und dem Lernen des »Lernens von Inhalten« wird nicht mehr recht einsichtig (es geschieht zwar »gleichzeitig« aber nicht zur gleichen Zeit). Auch fehlt jedes Verständnis der Zugzwänge, die sich erst aus der Einheit von Sprechen und Hören im Bezug auf einen der gemeinsamen Brennpunkt der Aufmerksamkeit ergeben. Der Zugang zu den soziologisch-interaktionstheoretisch relevanten Fragen inbesondere in Bezug auf Erziehung wird auf diese Weise von vorn herein erschwert. Diesem Problembereich will sich das als Einführung konzipierte Seminar annehmen. Auf Basis von Referaten der Lektüre von handlungs- und systemtheoretischen Perspektiven auf das Phänomen der interpersonalen Verständigung, soll die Frage behandelt werden: Wie ist Verständigung im Unterricht möglich? In der ersten Sitzung wird die für das Seminar relevante Literatur bekanntgegeben und die Termine für die Referate vergeben. |