Description |
Während die deutschen Länder den Dreißigjährigen Krieg erleben, macht Polen im 17. Jahrhundert eine Serie von Krisen durch, die das Land auf lange Zeit schwächen – darunter (a) einen ohne Aussichten auf regionale Schlichtung dauernden Streit der Konfessionen und eine Rekatholisierung, der u.a. die Schulen der Arianer (1638), dann die Anhänger dieses Bekenntnisses selbst (1658) zum Opfer zum Opfer fallen, (b) die Aufstände der Kosaken, die in der Sezession unter Bohdan Chmel’nyc’kyj (1648) und dem Bündnis der Kosaken mit dem Moskauer Staat (1654) kulminieren, sowie (c) die sog. „blutige Sintflut” [potop], den Zweiten Nordischen Krieg (1655-1660), der Polen definitiv an den Rand des Ruins bringt und den kommenden Souveränitätsverlust anbahnt. Obwohl die Literatur damals durch die klerikale Zensur und durch den Verfall des Verlagswesens stark behindert ist, hat die Barockzeit eine Vielzahl von auch gesamteuropäisch bedeutsamen Werken hinterlassen. Die Vorlesung ist diesen Werken und ihrem Kontext gewidmet. Da die Dichtung und zahlreiche Dokumente in ausgezeichneten deutschen Übersetzungen vorliegen, kann die Veranstaltung auch von Zuhörern ohne Polnisch-Kenntnisse mit Gewinn besucht werden. Die Vorlesung ist die letzte öffentliche Slavistik-Veranstaltung des Lehrstuhlinhabers vor der Neubesetzung der literaturwissenschaftlichen Professur.
Zur Einführung: Polnischer Barock. Ein literarisches Lesebuch (hg. Czeslaw Hernas), Frankfurt a.M. 1991 (Polnische Bibliothek); im Institut für Slavistik sind Leseexemplare vorhanden. |