Achtung! Der Kurs beginnt am 18.04.2018!
Inhalt
Im Zusammenhang mit der Umsetzung von Nachhaltigkeit wird Partizipation eine zentrale Rolle zugesprochen und sie wird an verschiedenen Stellen explizit gefordert: Schon der Brundtland-Bericht (1987) verleiht der Hoffnung Ausdruck, partizipative Prozesse könnten „geeignete Mittel für die Entwicklung lokal und regional angepasster Nachhaltigkeitsstrategien” (Baranek et al. 2005: 1) darstellen. In der Agenda 21, die im Zuge der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 entworfen wurde, wird ebenfalls für die Beteiligung von Bürger*innen plädiert und auch verschiedene EU-Richtlinien, allen voran die Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) enthalten Verpflichtungen zur Beteiligung von Bürger*innen an umweltpolitischen Entscheidungen.
Die Durchführung partizipativer Prozesse für Nachhaltigkeit ist ein nicht zuletzt auf kommunaler Ebene zu beobachtender Trend. Die Einbindung unterschiedlichster Akteure dieser Ebene soll bspw. bei der Gestaltung von Handlungsstrategien oder der Erarbeitung von Maßnahmen für Nachhaltigkeit helfen und/oder Akzeptanz für bereits getroffene Entscheidungen herstellen. Befürworter*innen partizipativer Prozesse zur Umsetzung von Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene sehen ihre Vorteile in den durch Bürger*innennähe bedingten Sensibilisierungs- und Mobilisierungspotenzialen in Verbindung mit den weitreichenden Kompetenzen, über die Kommunen durch das grundrechtlich verankerte Recht zur kommunalen Selbstverwaltung verfügen (Pufé 2014:164 ff. & Grunwald 2012: 162ff.).
Vor dem Hintergrund dieser Informationen erscheint Partizipation auf kommunaler Ebene schnell als sicherer Schlüssel zur Umsetzung von Nachhaltigkeit. Diese Annahme muss jedoch aus zwei Gründen kritisch hinterfragt werden: Zum einen zeigen „konzeptionelle Überlegungen aus unterschiedlichen Disziplinen […], dass Partizipation und Kooperation durchaus das Gegenteil bewirken können, nämlich insgesamt zu weniger nachhaltigen Ergebnissen führen im Vergleich zu solchen, die in klassischen Top-Down-Entscheidungen erzielt werden.” (Newig et al. 2011: 31) Zum anderen ist die Umsetzung von Partizipation, dies zeigen bspw. Erkenntnisse aus der empirischen Partizipationsforschung, äußerst komplex und voraussetzungsvoll und wirft u.a. Fragen und Probleme bzgl. Repräsentation, Inklusivität, Legitimität und Macht auf.
Es resultiert die im Mittelpunkt des Kurses stehende Frage: (Unter welchen Bedingungen) dient Partizipation auf lokaler Ebene der Umsetzung von Nachhaltigkeit? Die Kursteilnehmer*innen sollen im Verlauf des Kurses eigene, wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese Frage entwickeln. Um dies zu ermöglichen, erfolgt zu Beginn des Semesters zunächst eine gemeinsame Erarbeitung von Grundlagenwissen zu den Begriffen „Partizipation” und „Nachhaltigkeit”, anschließend wird vertiefend auf die speziellen Fragen eingegangen, die sich im Bezug mit Partizipation für Nachhaltigkeit stellen (bspw.: Bleibt uns genug Zeit, um dringliche Umweltprobleme im Zuge langwieriger partizipativer Prozesse anzugehen? Können wir Probleme globalen Ausmaßes sinnvoll auf lokaler Ebene adressieren?). Durch die so gewonnenen Kenntnisse sowie durch einen methodischen Input werden die Studierenden dazu befähigt, sich selbst mit Blick auf die o.g. Frage forschend mit verschiedenen Formen der Partizipation zur Umsetzung von Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse dieser eigenen Forschungstätigkeiten werden am Semesterende zusammengetragen und mit Rückbezug auf das bereits erworbene theoretische Wissen diskutiert. Die Kursteilnehmer*innen werden so dazu in die Lage versetzt, den aktuellen Trend zu Partizipation für Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene durch die Anwendung theoretischer und methodischer Kenntnisse kritisch zu hinterfragen und darauf aufbauend eigene Positionen zu der Frage zu entwickeln: (Unter welchen Bedingungen) dient Partizipation auf lokaler Ebene der Umsetzung von Nachhaltigkeit?
Studien- und Prüfungsleistungen
Als Studienleistung wird die Durchführung eigener Forschungsprojekte sowie die Erstellung und Präsentation eines Posters mit den Ergebnissen des Projektes erwartet. Prüfungsleistungen können gemäß den Prüfungsordnungen der verschiedenen Masterstudiengänge erbracht werden.
Anmerkung
Studierenden mit besonderem Interesse an einer Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen wird empfohlen, diesen Kurs mit dem Hauptseminar „Global Sustainability Governance” von Prof’in Doris Fuchs (Donnerstag, 8-10 Uhr) zu kombinieren.
Vorbereitende Literatur
Baranek, Elke; Fischer, Corinna; Walk, Heike (2005): Partizipation und Nachhaltigkeit. Reflektionen über Zusammenhänge und Vereinbarkeiten. Discussion Paper Nr.15/05 des Zentrums für Technik und Gesellschaft.
Newig, Jens; Kuhn, Katina; Heinrichs, Harald (2011): Nachhaltige Entwicklung durch gesellschaftliche Partizipation und Kooperation? – eine kritische Revision zentraler Theorien und Konzepte, IN: Heinrichs, Harald et al. (Hg.): Nachhaltige Gesellschaft: Welche Rolle für Partizipation und Kooperation?, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften: 27–45.
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