Kommentar |
Gottesurteile und Tierprozesse, „Hunde tragen“ als Strafe und grausame Hinrichtungen, die als Gottesdiente inszeniert werden, in der Öffentlichkeit weinende Könige und exzessive, aber gleichwohl völlig legale Gewaltanwendung gegen Zivilisten: In vielen Bereichen erscheinen uns soziale Praktiken aus dem Mittelalter heute „fremd“ und auf den ersten Blick kaum nachvollziehbar. In der Übung sollen verschiedene, uns besonders fremd vorkommende Aspekte des Mittelalters näher beleuchtet und erklärt werden; Schwerpunkte sollen dabei auf symbolisch höchst aufgeladene Bereiche wie Rechtsprechung und Urteilsvollstreckung sowie öffentliche Kommunikation gelegt werden. Indem etwa erklärt wird, aus welchen Gründen im Mittelalter Gerichtsverfahren gegen Ratten und Schweine geführt wurden, das Tragen glühender Eisenstangen zur Urteilsfindung in einem Gerichtsprozess diente oder Könige vor aller Öffentlichkeit in Tränen ausbrachen, soll die uns auf den ersten Blick so fremde Vorstellungswelt des Mittelalters gedeutet und verstanden werden. |
Literatur |
Gerd Althoff, Empörung, Tränen, Zerknirschung. „Emotionen“ in der öffentlichen Kommunikation des Mittelalters, in: Frühmittelalterliche Studien 30 (1996), S. 60-79; Peter Dinzelbacher, Das fremde Mittelalter. Gottesurteil und Tierprozess, Essen 2006; Peter Schuster, Verbrecher, Opfer, Heilige. Eine Geschichte des Tötens 1200-1700, Stuttgart 2015; Barbara Stollberg-Rilinger, Rituale (Campus Historische Einführungen 16), Frankfurt am Main 2013. |