Description |
Gustave Flaubert gehört zu den kanonischen Schriftstellern der französischen Literatur. Literaturgeschichtlich wird Flaubert, der 1857 den Roman Madame Bovary. Mœurs de province publiziert, dem sog. Realismus zugeordnet, einer spezifischen Repräsentation von Welt, zu der auch die Malerei Gustave Courbets zählt. In einem Brief an Léon Laurent-Pichat, der das Manuskript des Romans zur Vorveröffentlichung in der Revue de Paris (1856) angenommen hat, erklärt Flaubert seine Abneigung gegenüber dem bürgerlich-realistischen Sujet, das er dennoch zum Gegenstand seines ersten publizierten Textes auserwählt hat: „Croyez-vous donc que cette ignoble réalité, dont la reproduction vous dégoûte, ne me fasse tout autant qu’à vous sauter le cœur? Si vous me connaissiez davantage, vous sauriez que j'ai la vie ordinaire en exécration. Je m’en suis toujours, personnellement, écarté autant que j’ai pu.” Die Fremdheit gegenüber dem bürgerlichen Thema und der bürgerlichen Gesellschaft geht einher mit Flauberts großer Emphase der Literatur und der schriftstellerischen Existenz. Wie aber schlägt sich dieses Verhältnis von Abwehr und Emphase im Werk, in Stil und Schreibweise nieder?
Im Zentrum des Seminars steht die intensive Lektüre von Madame Bovary. Wir werden den Stoff in inhaltlichen Aspekten (z.B. bürgerliche Lebenswelt, Provinz vs Paris, weibliches Nervenleiden) erarbeiten, dabei sollen die literarischen Darstellungstechniken Flauberts besonders berücksichtigt werden. Zur Betrachtung des Stils gehören u.a Flauberts Tempus-Gebrauch, das Phänomen der impassibilité, der style indirect libre und narrative Verfahren.
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Literature |
Zur Anschaffung empfohlen:
Gustave Flaubert, Madame Bovary. Mœurs de province (in einer beliebigen Taschenbuchausgabe).
Zur Vorbereitung empfohlen:
Victor Brombert, Gustave Flaubert, Paris 1971 (écrivains de toujours).
Albert Thibaudet, Gustave Flaubert, Paris (Gallimard) 1988 [11935], v.a. das Kapitel: „Le style de Flaubert”, S. 221-285.
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