Kommentar |
Das Seminar widmet sich einer der hoch produktiven Gattungen der europäischen Literatur: der Aufzeichnung des eigenen Lebens in Autobiographie und Journal.
Die allgemeinen Überlegungen zur Gattung und ihren exemplarischen Vertretern wie dem Kirchenvater Augustinus mit seinen Bekenntnissen, die Erörterung der mittelalterlichen Lebensverschriftlichungen in der Heiligenlegende, der Hagiographie, und der Lebensbeschreibung in der Gattung der Künstlerbiographie, den Vite, wie sie z.B. Vasari im 16. Jahrhundert zu den berühmtesten Malern und Bildhauern der italienischen Tradition verfasst hat, dienen dazu, grundsätzliche Kriterien und Modelle herauszustellen, denen autobiographisches Schreiben folgt. Exemplarisch werden wir uns u.a. auf folgende ausgewählte Texte konzentrieren: auf Ausschnitte aus den frühen Kaufmannsbüchern, den libri di famiglia, die – z.B. wie im Zibaldone von Giovanni di Pagolo Rucellai (1403-1481) – Berichte über Handels- und Kunstbeziehungen mit Familienverhältnissen und Ratschlägen an die folgende Generation verbinden, auf Francesco Petrarcas (1304-1374) kurze Selbstbeschreibung in dem Brief Posteritati (An die Nachwelt), auf die exaltierte und pathetische Künstlerbiographie von Benvenuto Cellini (1500-1571), die Vita – welche Goethe übersetzt hat. Ein weiteres Seminar (in einem folgenden Semester) wird sich autobiographischen Texten der Moderne widmen.
Für den Leistungserwerb sind Mitarbeit, Referat und schriftliche Hausarbeit erforderlich. |
Literatur |
Zur Einführung empfohlen:
Enenkel, Karl A. E., Die Erfindung des Menschen. Die Autobiographik des frühneuzeitlichen Humanismus von Petrarca bis Lipsius, Berlin; New York 2008.
Guglielminetti, Marziano, Memoria e scrittura. L’Autobiografia da Dante a Cellini, Torino 1977.
Lejeune, Philippe, Le pacte autobiographique, Paris 11973. Il patto autobiografico, trad, it., Bologna 1986; Der autobiographische Pakt. Aus dem Französischen von Wolfram Bayer und Dieter Horning, Frankfurt am Main 1994.
Schweikhart, Gunter (Hg.), Autobiographie und Selbstportrait in der Renaissance, Köln 1998.
Zur Lektüre empfohlen:
Augustinus, Bekenntnisse. Lat. und dt., eingeleitet, übersetzt und erläutert von Joseph Bernhart, mit einem Vorwort von Ernst Ludwig Grasmück, Frankfurt am Main 1987.
Cellini, Benvenuto, La vita, a cura di Guido Davico Bonino, Torino (Einaudi) 1982 (oder in anderer Ausgabe).
Der kurze Petrarca-Text Posteritati findet sich in: ib., Prose, a cura di G. Martellotti; P.G. Ricci; E. Carrara; E. Bianchi, Milano; Napoli 1955, S. 1-19.
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