Description |
Die Geschichtswissenschaft war ein latent nationalistisches Fach. Sie diente in Deutschland wie in anderen Ländern als Legitimationswissenschaft, von einzelnen liberalen und international orientierten Historikern abgesehen. Nach 1945 suchte die deutsche Geschichtswissenschaft wieder den Anschluss an das Ausland, durch Tagungen, Projekte und die Einbindung in das Internationalen Historikerkomite. Eng verbunden damit waren Veränderungen im methodischen und theoretischen Selbstverständnis des Faches. Bald erfolgte eine sanfte, in den 1960er Jahren vorwärtsdrängende Hinwendung zu den Sozialwissenschaften. Der traditionelle Historismus wurde von der Sozialgeschichtsschreibung herausgefordert, bevor in den 1970er Jahren die Frauengeschichte, in den 1980er Jahren die Alltags- und später die neue Kulturgeschichte aufkamen und wiederum die Sozialgeschichte angriffen. Auch mit Hilfe von bislang nicht erschlossenen Archivquellen zeichnet das Seminar diese Etappen nach. |
Literature |
Literatur: Karl-Dietrich Erdmann, Die Ökumene der Historiker. Geschichte der Internationalen Historikerkongresse und des Comité Internationale des Sciences Historiques, Göttingen 1987; Jürgen Kocka, Sozialgeschichte. Begriff, Entwicklung, Probleme, Göttingen 19862; Lutz Raphael, Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart, München 2003; Winfried Schulze, Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, München 1993; Hans-Ulrich Wehler, Historisches Denken am Ende des 20. Jahrhunderts: 1945-2000, Göttingen 2001 (teils auch in: ders., Umbruch und Kontinuität. Essays zum 20. Jahrhundert, München 2000, S. 301-326).
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