Kommentar |
Europa war im 19. Jahrhundert ein Schauplatz intensiver Kämpfe und Auseinandersetzungen um den Stellenwert religiöser Autoritäten und Glaubensinhalte in einer sich zunehmend modernisierenden Welt. Nicht erst in den ‚Kulturkämpfen’ der zweiten Jahrhunderthälfte prallten säkulare und religiöse Vorstellungen gerechter Herrschaft aufeinander. Schon in der Französischen Revolution wurden die zentralen Konfliktlinien zwischen Religion und Politik vorgezeichnet, die bis weit ins 20. Jahrhundert das Verhältnis beider Größen zueinander prägten. Die Vorlesung soll einen Überblick über diese Konflikte sowie die allgemeine Religionsgeschichte Europas im 19. Jahrhundert geben. Dabei werden die christlichen Kirchen im Mittelpunkt stehen, aber auch das Judentum, neureligiöse Strömungen sowie die Begegnung mit dem Islam zur Sprache kommen. Neben der politischen und kirchengeschichtlichen Betrachtungsweise werden insbesondere die kultur- und geistesgeschichtlichen Hintergründe dargestellt und es soll der Frage nachgegangen werden, ob das 19. Jahrhundert als ein Zeitalter der Säkularisierung oder aber der Revitalisierung religiöser Identitäten zu verstehen ist. Zugleich wird ein Einblick in zentrale Begriffe, Thesen und Methoden der religionsgeschichtlichen Forschung im Bereich der Neueren und Neuesten Geschichte gegeben. |
Literatur |
Rudolf Schlögel, Alter Glaube und moderne Welt. Europäisches Christentum im Umbruch 1750-1850, Frankfurt 2013; Benjamin Ziemann, Sozialgeschichte der Religion, Frankfurt 2009; Michael Burleigh, Irdische Mächte, Göttliches Heil. Die Geschichte des Kampfes zwischen Politik und Religion von der Französischen Revolution bis in die Gegenwart, München 2008; René Rémond, Religion und Gesellschaft in Europa. Von 1789 bis zur Gegenwart, München 2000. |