In den Vereinigten Staaten haben sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder populistische Bewegungen formiert, die zwar selbst nie an die Macht gelangt sind, gleichwohl erheblichen Einfluss auf die Politik ausgeübt haben. Mit dem derzeit amtierenden Präsidenten ist nach der Einschätzung einer Reihe von Beobachtern nun erstmals ein Kandidat mit einer explizit populistischen Strategie ins Amt gelangt. In Europa haben sich populistische Bewegungen erst seit den 1970er Jahren formiert. Dominierten zunächst rechtspopulistische Bewegungen, so sind seit der Finanzkrise in südeuropäischen Ländern auch linkspopulistische Bewegungen entstanden. Aber auch in Lateinamerika ist eine Reihe von Regimen als populistisch ausgezeichnet worden.
Das zentrale Charakteristikum populistischer Bewegungen besteht darin, dass sie die zentrale politische Konfliktlinie als diejenige zwischen „dem Volk“ und „den Eliten“ definieren. Der Vorwurf an die Adresse politischer Eliten besteht darin, die Interessen des Volkes vernachlässigt zu haben. Rechtspopulistische Bewegungen zeichnen sich darüber hinaus dadurch aus, dass sie eine dritte Gruppe definieren (religiöse oder ethnische Minderheiten, Migranten, Flüchtlinge etc.), die „das Volk“ bedroht; die Eliten sind entweder für die Existenz dieser Gruppen verantwortlich sind oder haben gegen die von diesen Gruppen ausgehenden Bedrohungen nichts unternommen.
Jenseits dieser zentralen Charakteristika besteht jedoch erheblicher Dissens über die Merkmale, die Ursachen und die Strategien dieser Bewegungen. Das ist nicht zuletzt eine Folge des Umstandes, dass unter diesen Begriff eine sehr vielfältige und heterogene Gruppe von Bewegungen gefasst wird. Umstritten ist aber auch, wie das Phänomen des Populismus aus demokratietheoretischer Sicht zu beurteilen ist.
Gegenstand des Seminars werden die verschiedenen Ansätze zur Bestimmung und Erklärung des Populismus sein.
Zur Vorbereitung empfohlene Literatur:
Judis, John B. (2016): The populist explosion how the great recession transformed American and European politics. New York: Columbia Global Reports.
Mudde, Cas/Rovira Kaltwasser, Cristóbal (2015): Populism, in: Freeden, Michael/Sargent, Lyman Tower/Stears, Marc (Hrsg.): The Oxford handbook of political ideologies. Oxford: Oxford University Press, 493-512.
Mudde, Cas/Rovira Kaltwasser, Cristóbal (2017): Populism. A very short introduction. New York: Oxford University Press. |