Description |
Das 16. Jahrhundert ist geprägt durch konfessionelle Auseinandersetzungen und Religionskriege. Wenn auf der einen Seite – auch bedingt durch die Erfindung der Druckerpresse – eine sehr starke Proliferation, also eine Fülle des Wortes, von Terence Cave cornucopiae genannt (wie das schöne Füllhorn, aus dem die Gaben der Natur quellen), mit Autoren wie Erasmus, Guicciardini, Rabelais, Ronsard und Montaigne zu verzeichnen ist, so ist es auf der anderen Seite gefährlich, bestimmte Wörter zu gebrauchen oder freie Reden zu führen. Bucheditionen (Étienne Dolet) können zum Scheiterhaufen führen, kritische juristische oder philosophische Reden zum Feuertod (Giordano Bruno), häretische Aussagen über das Hexenwesen (Montaigne) stehen unter Strafe. Verbot und Gewalt treffen also nicht allein den Körper, sondern Stimme und Wort, wobei den Frauen – das sei am Rande gesagt – die öffentliche Rede nicht oder kaum zusteht. Im Rahmen des Seminars werden wir uns anhand ausgewählter literarischer Texte mit der kritischen Perspektive beschäftigen, in welchen Formen (Satire, Ironie, remontrance) die Erfindung der freien Rede erfolgte, welche rhetorischen Strategien sie in der Aushandlung des Öffentlichen und Privaten erzeugte. Zu den Autoren, mit denen wir uns beschäftigen werden, zählen u.a. Clément Marot, Machiavelli, Marguerite de Navarre, Michel de Montaigne, François Rabelais, Giordano Bruno.
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Literature |
Zur Lektüre und Anschaffung empfohlen:
Michel de Montaigne, „Des Boiteux“, in: ders., Essais, hg. von Jean Balsamo, Paris (Pléiade) 2007, S. 1071-1081. [Ergänzend: ders., Von der Macht der Phantasie, hg. von K.W., München (Beck) 2010.]
François Rabelais, Gargantua, in: ders., Œuvres complètes, hg. von Mireille Huchon, Paris (Pléiade) 1994.
Zur Einführung empfohlen:
Joachim Leeker (Hg.), Renaissance, Tübingen 2003.
Alain Legros, „Montaigne face à ses censeurs romains de 1581 (mise à jour)“, in: BHR 71, 2009, S. 7-33. |