Das Lesen und Erforschen mittelalterlicher Handschriften ist eine der zentralen Tätigkeiten der mediävistischen Forschung. Doch zunächst ist der Umgang mit mittelalterlichen Handschriften gar nicht so einfach: Die Beschäftigung mit den Grundlagen der Paläographie, der Kodikologie und des Bibliothekswesens muss in der Grundausbildung notwendigerweise knapp bleiben. Oft fehlt auch die Zeit für das nötige Einlesen in mittelalterliche Schriften - oder man scheitert am mittelalterlichen Latein.
Die angebotene Übung möchte Interessierten daher die Gelegenheit geben, sich in einer projektorientierten Übung etwas genauer mit dem Entziffern und Erforschen mittelalterlicher Handschriften auseinanderzusetzen. Grundgedanke ist, dass die nötigen Fähigkeiten am besten am konkreten Objekt erworben werden. Die Übung stellt daher zwei bislang fast unerforschte mittelalterliche Handschriften aus der ULB Münster ins Zentrum. An diesen Beispielen wird schrittweise ein Einblick in die nötigen Fähigkeiten und unterschiedlichen Prozesse der Handschriftenerschließung erarbeitet. Die einzelnen Arbeitsschritte beginnen mit der Sichtung und Untersuchung der Originale der Handschriften in der Bibliothek. Nach einem theoretischen Einstieg in die Lektüre mittelalterlicher Schriften lesen und transkribieren die Teilnehmer/innen selbständig an den Quellen. Je nach Studiengang (BA, MA, IMAS) bzw. für Anfänger und Fortgeschrittene wird ein deutscher und ein lateinischer Text angeboten, die je unterschiedliche Anforderungen an Lese- und Analysefähigkeiten stellen. Es handelt sich in beiden Fällen um Texte aus spätmittelalterlichen Karthäuserklöstern. Zu Ende der Veranstaltung sollen Teile der Texte entziffert sein und gemeinsam in ihre Kontexte eingeordnet und interpretiert werden.
Interessent/innen sollten bereit sein, sich der durchaus anspruchsvollen Aufgabe der eigenständigen Handschriftenforschung zu stellen. Als Studien- und Prüfungsleistungen werden u.a. Rechercheaufgaben und Transkriptionen zu leisten sein. Die Übung kann für die Bachelor-Studiengänge (Vertiefung oder Quellenlektüre) oder als Sprachenübung (5CP) im Master-Studiengang belegt werden. Letzteres setzt die Anfertigung von Übersetzungen aus dem lateinischen Text voraus. |