Kommentar |
Der Titel des Seminars in seiner doppelten Bedeutung drückt aus, dass Organisationen nicht nur Gegenstand der wissenssoziologischen Forschung sind, sondern auch der wissensoziologischen Arbeitseilung unterliegen: Während die Systemtheorie auf besonders pointierte Weise hervorhebt, dass formale Organisationen Eigenschaften und Prozessformen aufweisen, die gewissermaßen das Proprium des soziologischen Denkens und der soziologischen Analyse charakterisieren (Organisation verselbständigen sich gegenüber dem Wissen, den Interessen und den Handlungen von Personen, so dass sie nicht hinreichend beschrieben, begriffen und erklärt werden können, wenn man auf „psychologische” Determinanten zurückgreift. Systemtheoretiker würden (etwas euphorisch) sagen: erst mit der Bezugnahme auf transintentionale soziale Systeme beginnt die Soziologie), heben wissenssoziologische Analysen sog. "kleiner Lebenswelten" in der Tradition der ethnographischen Lebensweltanalysen dagegen eher die informelle, milieuhafte und subjektbezogene Seite von Organisationen hervor, in denen Personen pragmatisch handeln. Das Seminar will auf verschiedene Formen von Paradigmenkollisionen in der Wissenssoziologie aufmerksam machen, indem es auf Organisationen als Bezugsgegenstand referiert. Thema sind, mit anderen Worten, typisch wissenssoziologische Zugänge zur Organisationssoziologie und Organisationsprobleme der Wissenssoziologie (theoretische Dilemmata und Baustellen, die jeweilige theoretische Reichtweite von "Kommunikationen" und "Handlungen"). |
Literatur |
Luhmann, Niklas (2000): Organisation und Entscheidung, Opladen, Wiesbaden: westdeutscher Verlag.
Meyer, John, Brain Rowan (1977): Institutionalized Organisations: formal structure as myth and ceremony, AJS; Vol. 83, Nr. 2, S. 340-363.
Pfadenhauer, Michaela (2008): Organisieren. Eine Fallstudie zum Erhandeln von Events. Wiesbaden: VS
Pfadenhauer, Michaela (2004): Professionelle Organisationen als Lernkulturen am Beispiel ärztlicher Fortbildung. In: Jahrbuch ‚Kompetenzentwicklung 2004’. Lernförderliche Strukturbedingungen. Münster: Waxmann, S. 255-297 |