Kommentar |
Jeder kennt sie dank variantenreicher Reproduktion: Raffaels „Engelchen“. Viele wissen noch, dass sie eigentlich als Bildausschnitt zur Sixtinischen Madonna gehören, die sich heute in der Gemäldegalerie in Dresden befindet. Doch kaum jemand weiß, dass dieses Meisterwerk über zwei Jahrhunderte lang als Hochaltarbild in einer Kirche in Piacenza hing, bevor es 1754 nach Dresden gelangte. Das Schicksal der Entfremdung vom ursprünglichen Kontext teilt die Sixtinische Madonna mit allen Altarbildern Raffaels: Sie sind uns heute nur noch als „Museumsobjekte“ präsent. Wir wollen im Proseminar versuchen, Raffaels Altarbilder aus ihrer heutigen musealen Umgebung zu lösen und — sofern eine Rekonstruktion vorliegt — innerhalb ihres eigentlichen Bestimmungsortes zu verstehen, als Teil einer Kirchen- oder Kapellenausstattung, als Bild über einem Altar, nicht minder auch als Spiegel eines bestimmten religiös-theologischen Umfelds. Typen- und funktionsgeschichtliche, ikonographische und natürlich künstlerische Aspekte sollen im Vordergrund stehen, wenn wir uns dem „historischen“ (und nicht dem „posthum verklärten“) Raffael zu nähern versuchen. |
Literatur |
Literaturhinweise zur ersten Orientierung:
Allgemein: Jacob Burckhardt, Das Altarbild (1898), in: Beiträge zur Kunstgeschichte von Italien, hrsg. v. Stella von Boch, München 2000, 7-138; Eve Borsook u. Fiorella S. Giofredi (Hrsg.), Italian Altarpieces 1250-1550. Function and Design, Oxford 1994; Peter Humfrey u. Martin Kemp (Hrsg.), The Altarpiece in the Renaissance, Cambridge 1990.
Zu Raffael: Roger Jones u. Nicholas Penny, Raphael, New Haven u. London 1983; Hubert Locher, Raffael und das Altarbild der Renaissance. Die „Pala Baglioni“ als Kunstwerk im sakralen Kontext, Berlin 1994; Christa Gardner von Teuffel, Raffaels römische Altarbilder: Funktion und Bestimmung, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 50, 1987, S. 1-45. |