Kommentar |
„Wenn der Minirock in Hintertupfigen angekommen ist, fängt alles von vorne an”, so beschreibt Pierre Bourdieu das Verhältnis von Haute Couture und Kultur. Nach Georg Simmel handelt es sich bei der Mode um ein gesellschaftliches Phänomen, welches ein grundlegendes menschliches Bedürfnis repräsentiert: die Suche nach dem Kompromiss zwischen Nachahmung einerseits sowie Individualität andererseits. Der Einzelne strebt nach der Anerkennung (s)einer sozialen Gruppe, in dem er sich z.B. auf eine bestimmte Art und Weise kleidet und sucht doch gleichzeitig danach, in der Mode seine Einzigartigkeit auszudrücken. Weiterhin hat das (unbewusste) Bekenntnis zu einem bestimmten Mode- oder Lebensstil eine andere Funktion: die der Abgrenzung gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen. Inwiefern hängen Lebensstil, Mode und soziale Ungleichheit zusammen? Machen Kleider nach wie vor Leute? Korrespondieren Jugendmoden und „Zeitgeist” – bzw. was sagen diese über soziale Stimmungen oder das Einüben von Geschlechterrollen aus? Im Rahmen des Seminars beschäftigen wir uns nicht ausschließlich mit Kleidungsmoden – die soziologische Analyse der Mode lässt sich ebenso auf andere Bereich übertragen wie z.B. „Erziehungsstilmoden”, „Musik- oder Filmmoden” sowie „Gesinnungsmoden” – wie lassen sich temporäre geistige Strömungen verstehend erklären?
Blockveranstaltung
1. Termin: 28.10.2016, 12 - 14 Uhr, Raum 519 |
Literatur |
Bourdieu, Pierre. Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt/ Main 1979.
Simmel, Georg: Zur Psychologie der Mode. In: Simmel: Aufsätze 1894-1900. (Georg Simmel. Gesamtausgabe, Bd.5) Frankfurt am Main 1992.
Vinken, Barbara: Angezogen. Das Geheimnis der Mode. Stuttgart 2013. |