Kommentar |
Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann". Diese Feststellung des Rechtsphilosophen und ehemaligen Bundesverfassungsrichters Ernst-Wolfgang Böckenförde bedeutet, dass die ethischen Werte, die Gesellschaft und Staat für ein funktionierendes Zusammenleben benötigen, vom freiheitlichen Staat nicht verordnet werden können, sondern zivilgesellschaftlich vermittelt und aufgebaut werden müssen. Zu diesem Bildungsprozess tragen die großen Religionsgemeinschaften Wesentliches bei. Daher besteht ein besonderes Interesse an der Kenntnis der ethischen Grundeinstellung der großen in Deutschland vertretenen Religionen.
In dieser Vorlesung werden nach methodologischen Vorüberlegungen und der Skizze der jeweiligen religionskundlichen Voraussetzungen die Quellen des Ethos der jüdischen, christlichen, islamischen und buddhistischen Religion behandelt. Die Beiträge dieser Religionen zur gegenwärtigen Wertedebatte werden am Beispiel von Stellungnahmen von repräsentativen Vertretern zu grundsätzlichen und tagesaktuellen Themen des gesellschaftspolitischen Diskurses vorgestellt und analysiert (Menschenrechte, gesellschaftlicher Pluralismus, Medizinethik, Medienethik etc.). |
Literatur |
Werner Zager (Hg.), Ethik in den Weltreligionen, Neukirchen-Vluyn 22004
Michael Klöcker (Hg.), Wörterbuch Ethik der Weltreligionen, Gütersloh 21996
Arnulf von Scheliha, Religion als Kultur oder kultivierte Religion. Der Religionsbegriff und seine Grenzen mit Blick auf Judentum, Islam und Christentum, in: Religion. Facetten eines umstrittenen Begriff, hg. von Alexander Grau und Gerson Raabe, Leipzig 2014, S. 44-64 |