Man lernt erst sprechen und dann denken? Identität hat man nicht, sondern erwirbt sie? Man handelt meist nicht nach festen Zielen, sondern improvisiert Ziele die zu Situationen und Mitteln passen? Es gibt keine festen Grundlagen der Wissenschaft, außer, dass Demokratie gut ist?
Wenn Sie diese kontroversen Behauptungen des ‘pragmatic turn’ in der Philosophie und des ‘practice turn’ in der soziologischen Theorie spannend finden, könnte Sie das Seminar interessieren.
Zunächst soll es um das Verständnis von soziologischer Theorie gehen. Theorien – so die konventionelle Sicht – bilden die Dinge in der Welt ab und sagen uns, was existiert und aus welchen ‘Bausteinen’ die Wirklichkeit besteht. Diese Sicht ist in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Heftigkeit kritisiert worden. Der Kurs setzt sich dabei insbesondere mit der Position des Neopragmatismus (R. Rorty) kritisch auseinander, die eine besonders radikale Kritik am etablierten Theorie- und damit Selbstverständnis der Soziologie darstellt.
Weiterhin wird uns interessieren, wie man soziologische Kernkonzepte wie menschliches Handeln und menschliche Identität, aber auch Demokratie oder Menschenrechte begreifen kann, wenn man sie als Elemente einer Praxis versteht. Die Leistungsfähigkeit dieses 'Practice Turns' soll schließlich kritisch diskutiert werden.
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