Studium in Tübingen, Heidelberg und Ingolstadt, Aufstieg und Fall einer Karriere im städtischen und königlichen Dienst im Baltikum, Hochverratsprozess, Todesurteil und Reichsacht, Rehabilitation, Tod im Exil. Der Lebensweg des heute nahezu vergessenen baltendeutschen Juristen David Hilchen liest sich wie ein Kriminalroman. In unserem rechtshistorischen Seminar möchten wir uns mit Hilchen und seiner Zeit beschäftigen. Die studentischen Teilnehmer sollen sich in ihren Seminararbeiten über einzelne Aspekte des frühneuzeitlichen Rechts informieren und darüber berichten. Bei dem in Tartu stattfindenden Blockseminar werden dann die Quellen im Mittelpunkt stehen. Zunächst gibt es die Verteidigungsschrift von David Hilchen (sog. Clypeus Innocentiae) sowohl auf Latein (1604) als auch auf Deutsch (1605). Dann haben sich Hunderte (über 700) von zumeist lateinischen Briefen erhalten, die Hilchen an verschiedene Empfänger gerichtet hat. An der Universität Tartu entstehen zur Zeit deutsche Übersetzungen und deutsche Kommentare zu diesen auch rechtshistorisch seltenen und hochspannenden Selbstzeugnissen. Wir wollen seine Schrift und ausgewählte Briefe lesen und versuchen, gemeinsam den rechtsgeschichtlichen Hintergrund zu beleuchten. Lateinkenntnisse sind dafür von Vorteil.
Für die Reise nach Estland erhalten alle Teilnehmer großzügige Zuschüsse. Trotzdem wird ein Eigenanteil zu erbringen sein. Die Seminarfahrt fällt größtenteils in die vorlesungsfreie Pfingstwoche.
Themenvorschläge für Seminararbeiten:
- Verfassungsgeschichte Livlands (incl. Stadt Riga) in der Zeit um 1600
- Das juristische Studium im späten 16. Jahrhundert
- Die Tätigkeit als städtischer Syndikus in der frühen Neuzeit
- Das Stadtrecht von Riga
- Städtische und territoriale Privilegien in der frühen Neuzeit
- Aktenversendungen und Konsilienwesen an und in Juristenfakultäten um 1600
- Hochverrat und crimen laesae majestatis
- Acht und Aberacht an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit
- Gemeines und partikulares Recht in der frühen Neuzeit
Themenvorschläge der Teilnehmer sind jederzeit willkommen. |