Kommentar |
Die politische Philosophie der Neuzeit hat jahrhundertelang nach Gerechtigkeitsprinzipien gefragt, die das Zusammenleben der Bürger untereinander und das Verhältnis der Bürger zum Staat regeln. Die Fragen, wer zu diesen Bürgern gehören soll und über welches Gebiet sich seine Hoheitsansprüche erstrecken, sind dabei nicht in den Blick geraten, denn die Existenz von Staaten mit einem vorgegebenen Staatsgebiet und Staatsvolk wurde immer vorausgesetzt. Erst in den letzten Jahrzehnten gibt es Ansätze, die danach fragen, ob nicht auch die Territorialfrage nach moralischen Prinzipien verlangt. Ausgangspunkt war zunächst die Wahrnehmung von Sezessionsbewegungen, die die Frage aufwarf, unter welchen Umständen sich ein Teil eines Staates unabhängig machen darf. Noch jünger ist das Problem, dass aufgrund des Klimawandels Inseln im Meer versinken und manche Kleinstaaten dadurch ihr gesamtes Territorium verlieren. Aber auch die Frage, inwieweit überhaupt Staaten ihr Territorium für Nicht-Staatsangehörige (insbesondere Flüchtlinge) verschließen können, wirft ein Rechtfertigungsproblem auf. Im Seminar werden Theorien über Territorialansprüche diskutiert und auf diese drei Probleme – Sezession, Immigration und ‚Klimaflüchtlinge‘ – bezogen. |