Kommentar |
Die klassische soziologische Theorie ist in den letzten Jahrzehtnen seitens konstruktivistischer und poststrukturalistischer Angebote herausgefordert worden. Den soziologischen Klassikern ging es vornehmlich noch darum, mittels des Nachweises sozialer Strukturen ein Forschungsfeld zu etablieren, dass den (erfolgreichen) Naturwissenschaften als Pendant gegenüber gestellt werden konnte. Es ging nicht mehr und nicht weniger darum, die Soziologie als Wissenschaft begründbar zu machen, und dazu musste ein Gegenstand gefunden werden, der sich mit objektivierenden Begriffen und Methoden erfassen lässt. Mit der schrittweisen Etablierung konstruktivistischer Theorieelemente - etwa in der Systemtheorie oder dem Poststrukturalismus - stand die Idee objektiver Strukturen auf dem Prüfstand. Der klassische Gegenstand soziologischer Analysen ist damit nicht verschwunden, hat aber von seiner einstigen Bedeutung viel verloren: Die Annahme, auf den Subjekten lasten objektive Strukturen, die die Handlungsoptionen reglementieren, ist aus konstruktivistischer Sicht zumindest problematisch.
Im Seminar sollen einschlägige klassische Theorien der Soziologie neueren, konstruktivistisch orientieren, Theorien gegenüber gestellt werden. Dabei wird es dann um die Fragen gehen: Wie sieht es mit der Analysefähigkeit der unterschiedlichen Theorieoptionen aus? und: Welche normativen Anschlussprobleme werden mit den unterschiedlichen Theorieoptionen aufgeworfen?
Das Seminar ist als Lektürekurs konzipiert und setzt die Bereitschaft zu regelmäßigem Lesen voraus. |