Description |
Individualität scheint zunächst ein von soziologischen Erkenntnisinteressen fernes Gebiet zu sein: Meint Individualität nicht zunächst eine (im Gegensatz zu Sozialität) von und mit anderen individu-elle, also ungeteilte Qualität der eigenen Person, etwas, das die ganz eigene Identität betrifft, und andere gar nicht berührt, bzw. von anderen unbeeinflusst ist? Ist aus soziologischer Perspektive nicht das vermeintlich Individuelle etwas, das durch und durch sozial erscheint, gerade, wenn es beispielsweise einen kollektiven Hang zum Individualismus gibt oder wenn Individualität gefordert wird, um Arbeitsabläufe zu optimieren und sich selbst an für beliebige Personen verbindliche Ein-stellungen anzupassen?
Das Seminar führt in unterschiedliche Perspektiven auf Individualität ein: In klassische Individuali-sierungstheorien (Durkheim, Simmel, Beck); in subjektkritische Perspektiven, die beispielsweise das mit der Aufklärung und klassischen Gesellschaftstheorien verbundene Autonomieversprechen aufzulösen scheinen (Foucault); in Perspektiven, die Individualität weder als naturgegeben, noch als reines Konstrukt ansehen, sondern als sozial konstituiert und nichtsdestotrotz oder gerade deswegen die Möglichkeit eines per-sonalen Eigenlebens beinhalten (z.B. Karl Löwith, Charles Taylor) . |