Kommentar |
Der Hebräerbrief entfaltet vor den Augen seiner Leserinnen und Leser eine in sich geschlossene Erklärung der Geschichte mit einem Zielpunkt im Tod Christi als zwar unabdingbaren, aber dennoch nicht zentralen Schauplatz des hauptsächlich himmlischen Geschehens eines Zeit und Raum enthobenen Versöhnungstags. Darin werden Kult und Priestertum ein für alle Mal vollzogen und damit gleichzeitig aufgehoben. Der faszinierende neutestamentliche Text bietet mannigfaltige Assoziationen des Alten Testaments und der antiken Philosophie auf, um mit dem Tod Christi einen Sinn aller israelitischen Kulthandlungen und gleichzeitig einen Sinn des Todes Christi mit Vorstellungen und Begriffen aus der Opferliturgie des Tempels und ihrem Umfeld zu finden. Mit seinen Anspielungen auf den Jerusalemer Tempel und seinen Kult geht er so geschickt um, dass bis heute Hinweise auf den Tempel in diesem Text sowohl als Gründe für eine Abfassung nach als auch vor dessen Zerstörung im Jahr 70 n. Chr. herangezogen werden. Obwohl der Hebräerbrief davon ausgeht, dass es nach dem Opfertod Christi überhaupt keines Kultes mehr bedarf, wurde er in der Spätantike zu einem der grundlegenden Texte zum Verständnis der Eucharistie. Auf diesen Text gegründete theologische Vorstellungen wie die des Johannes Chrysostomus (4. Jh.): „Wir opfern immer das gleiche Lamm, und nicht heute das eine und morgen ein anderes, sondern immer dasselbe.“ finden sich bis in die jüngste Zeit in theologischen Aussagen über christliche Liturgie (z.B. Johannes Paul II, Ecclesia de Eucharistia).
Im Seminar werden lange Passagen des Hebräerbriefs sorgfältig gelesen und im Horizont der Text die sie zitieren und auf die sie anspielen und der religiösen Institutionen, deren Kenntnis sie voraussetzen ausgelegt. Daraufhin werden ausgewählte Zeugnisse der Rezeptionsgeschichte studiert und analysiert, welche Aspekte des neutestamentlichen Textes sie hervorheben, welche sie beiseite schieben und wie sie für Fragen ihrer Zeit im Kontext ihrer eigenen Situation im biblischen Hebräerbrief Ansatzpunkte des Verständnisses dieser ihrer Situation suchen und finden. |
Bemerkung |
Sektion A: ThV; BA G; BA HRGe; 2-Fach BA (BK); BA 2F; MEd G: MEd HRGe; MEd BK (BAB); MEd BK (BB); Master AKOEM; MA CKG (Exegese NT)
Sektion D: ThV; BA G; BA HRGe; 2-Fach BA (BK); BA 2F; MEd G: MEd HRGe; MEd BK (BAB); MEd BK (BB); Master AKOEM; MA CKG (Liturgiewissenschaft)
Die konkrete Gestaltung der Seminarsitzungen hängt von der Anzahl und den Erfordernissen der vertretenen Studiengänge ab. Ein Teil der Arbeit im Seminar wird in Themen aufgeteilt, die von den Studierenden vorbereitet und in Form von Referaten präsentiert werden. Die allgemeine Vorbereitung der einzelnen Sitzungen und die aktive Mitarbeit aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer in allen Sitzungen sind erforderlich. Aufgrund des Beschlusses des FBR besteht Anwesenheitspflicht (bei maximal zwei Fehleinheiten). |