Kommentar |
Soziologische Gesellschaftstheorien gehen von einer Ausdifferenzierung unterschiedlicher gesellschaftlicher Ebenen aus. Schon die klassischen Analysen diagnostizieren eine Differenzierung unterschiedlicher Ebenen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie auf der Grundlage je eigener Rationalitäten operieren, dass sie jeweils unterschiedliche Funktionen übernehmen und so zu einer immer stärkeren Differenzierung von ... Problematisch wird dabei die Frage nach der Kohäsion, dem Zusammenhalt der einzelnen Ebenen sowie nach der Verbindung zwischen diesen einzelnen Ebenen.
Besonders die Frage nach kultureller Identität wird dabei besonders virulent, wenn von der Einsicht auszugehen ist, dass Kultur und Gesellschaft keine Einheit bilden, bzw. dass gesamt-/weltgesellschaftliche Kohäsion nicht einhergehen kann mit einer für alle Personen, Gruppen, Organisationen... gleichermaßen verbindlichen Identität. So erscheinen nicht nur die die Diskussionen über eine nationale Leitkultur, die politische rechtliche oder auch alltägliche Klassifizierung von Personen nach ihrer ethnischen bzw. nationalen Herkunft als höchst problematisch, sondern auch die Kollisionen zwischen rechtlichen Normen und den Ansprüchen einer sozialen Gruppe auf ihre kulturellen Normen.
Das Seminar soll eine vertiefte Einführung in diese Problematik geben. Im Zentrum stehen dabei Unterscheidungen zwischen makrotheoretisch und mikrotheoretisch fundierten Kulturbegriffen: Besonders funktionalistische Perspektiven (Bronislaw Malinowski, Talcott Parsons), strukturalistische in der zeitgenössichen Soziologie die neoinstitutionalistische Perspektive auf Weltkultur (Meyer) sollen Analysen entgegengestellt werden, die eher die performative Basis kultureller Identität, und damit auch den Bezug zwischen sozialer Praxis und Person in den Mittelpunkt stellen (so z. B. Pierre Bourdieu, Clifford Geertz, Stuart Hall, Marshall Sahlins). Am Beispiel ausgewählter Gegenstandsbereiche (z.B. Migration, Kommunitarismus, Menschenrechte, EU-Politik) sollen die unterschiedlichen Ansätze auf ihre jeweiligen Vorzüge hin ausgelotet werden. |